Arbeitsmedizin hilft Firmen bei Vermeidung von psychischen Erkrankungen. | Wien. Österreich ist Spitzenreiter bei der Zahl der Frühpensionierungen aus psychischen Gründen. 1,5 Millionen Arbeitnehmer sind laut einer Studie, die der ÖGB in Auftrag gegeben hat, Burnout gefährdet.
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Die Frühpensionierungen aus psychischen Gründen schlagen sich im Budget mit 120 Millionen Euro nieder, sagt Stefan Bayer, Präsident der Akademie für Arbeitsmedizin (AAm). Er fordert daher, dass die arbeitsmedizinische Versorgung um die Prävention von psychischen Problemen deutlich erweitert werden soll.
Laut einer Studie der AAm steigt die Akzeptanz für Arbeitsmedizin sowohl bei Arbeitgebern als auch bei Arbeitnehmern, je umfassender die Betreuung im Betrieb ist. Diese wiederum ist aber nur in Großbetrieben wirklich gegeben.
Derzeit sind ein Viertel der Unternehmen gar nicht arbeitsmedizinisch versorgt. 1,6 Millionen Arbeitnehmer würden völlig vernachlässigt, kritisiert Bayer. Obwohl das im Rahmen des "AUVAsicher" Modells kostenlos möglich wäre. Er fordert daher, dass die derzeit rund 2500 an der Akademie ausgebildeten Arbeitsmediziner - Ärzte, die auch eine betriebswirtschaftliche Ausbildung haben und das Umfeld der Arbeitsabläufe ganzheitlich analysieren, um Gefährdungspotenziale zu identifizieren und zu beseitigen - auch die Versorgung in Kleinbetrieben übernehmen sollen.
AUVAsicher kostet 24 Millionen Euro, wenn man die vom Sozialministerium zur Einrichtung von Case Managern vorgesehenen 27,5 Millionen Euro dazu nehmen würde, so Bayer, könnte man alle Betriebe Österreichs arbeitsmedizinisch versorgen und damit die frühzeitigen Pensionierungen verringern helfen. Eine Parallelstruktur für Case Manager brauche es nicht.
Führungskräfte nehmen Krankenstände mit
Arbeitsmediziner können in einem Betrieb auf Häufungen von Krankenständen oder psychischen Problemen der Arbeitnehmer reagieren. "Die Führungskraft nimmt ihren Krankenstand immer mit", sagt Bayer. Das heißt, Führungskräfte, in deren Abteilung viele Krankenstandstage anfallen, haben, auch wenn sie eine andere Abteilung übernehmen, wieder viele Krankenstandstage in ihrem Team. Für solche Fälle seien Arbeitsmediziner eine Hilfe.