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Präziser Test in Entwicklung

Von Friedrich Katscher

Wissen

Forscher des Urologischen Instituts der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore und Mitarbeiter der US-Firma Matritech Inc. (A.G.) gaben bei einer Konferenz der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Chemie (AACC) bekannt, dass sie einen neuen Test zur Diagnose von Prostatakrebs entwickeln.


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Dieser Tumor ist die häufigste bösartige Erkrankung beim Mann. Er verursacht bei Männern über 50 die meisten Krebstodesfälle. Im Frühstadium operiert - bevor der Krebs über die Prostatakapsel hinausgewachsen ist -, ist eine völlige Heilung möglich. Dagegen ist die Prognose bei fortgeschrittenen Fällen schlecht. Es geht also darum, die Krankheit früh genug zu erkennen. Daher wird empfohlen, dass sich alle Männer vom 45. Lebensjahr an jährlich vom Urologen untersuchen lassen. Er tastet die Prostata ab und lässt den PSA-Wert im Blut bestimmen.

Das PSA (prostataspezifische Antigen) ist bei Prostatakrebs erhöht. Leider steigt es auch bei einer gutartigen Prostatavergrößerung und bei einer Prostataentzündung (Prostatitis) an und gibt, außer wenn es sehr hoch ist, keine eindeutige Aussage, so dass zur Abklärung oft eine Biopsie (Entnahme von Gewebeproben mit einer Hohlnadel) notwendig ist. Es gibt falsch-positive und falsch-negative Resultate. Das PSA ist das beste, was die Medizin derzeit hat, doch wäre ein verlässlicherer Tumormarker wünschenswert.

Die Grundsubstanz des Zellkerns enthält sogenannte Kernmatrixproteine (NMP). Schon 1993 wurde im Johns-Hopkins-Krankenhaus ein solches Protein entdeckt, das bei Prostatakrebs auftritt, nicht aber bei einer gesunden Prostata oder bei einer Prostatavergrößerung; es wurde nach den Anfangsbuchstaben des Hauptforschers Yegappan Lakshmanan als YL-1 bezeichnet.

Ähnliche NMP werden bereits zur Erkennung von Blasenkrebs (NMP22) und Brustkrebs (NMP66) verwendet. Bei der AACC-Konferenz wurde mitgeteilt, dass YL-1 in 36 Patienten mit Prostatakrebs, jedoch nicht in 20 gesunden Männern gefunden wurde; acht der 36 Patienten waren mit dem PSA-Test nicht entdeckt worden, weil sie mit ihm normale Werte hatten (falsch-negatives Resultat).

Die Firma Matritech Inc. will nun einen Prostatakrebs-Test entwickeln, der sich für Routineuntersuchungen in klinischen Laboratorien eignet.