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Das Medienereignis der vergangenen Woche war das "Österreich-Gespräch" am Mittwoch. Die Dichte an "institutionellen Rednern" war, wie die "Neue Zürcher Zeitung" feststellte, umgekehrt
proportional zu den am heimischen Kapitalmarkt schmerzlich vermissten "institutionellen Anlegern". Diese Sorte Redner ist · auch nicht unbedingt zum Vorteil der Sendung · bei "Zur Sache" häufig und
gehäuft anzutreffen. Im titelbewussten Österreich sprechen Präsidenten leichter mit Präsidenten, designierte Parteiobleute mit Superintendenten und Generalsekretäre mit Generalvikaren. Neuerdings ist
gar festzustellen, dass Menschen, die sich die Anrede "Magister" in zwei Disziplinen verdient haben, sich schriftlich mit "MMag." ansprechen lassen. Ich warte noch darauf, in meiner Eigenschaft als
ehemalige Studentin ohne Abschluss, wenigstens brieflich mit einem halben "M" oder einem "NMag." für "NichtMagister" gewürdigt zu werden.
Angesichts dieser kindlichen Freude an Titel sollte sich Österreich tatsächlich erweichen lassen und die mittlerweile obsolet gewordene Bestimmung aufheben, der gemäß Mitglieder des Hauses Habsburg
Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen unterliegen. Man könnte, denn auch zu diesem Thema wird "Zur Sache" gekommen werden, die Anrede "Herr Habsburg" dazu nutzen, sich darin zu üben, aus der
zivilgesellschaftlichen Anrede "Herr" jenes normale Maß an Höflichkeit und Respekt abzulesen, das die meist zu "Prdent" zermurmelte Anrede für "politische Gegner" nur oberflächlich transportiert.