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Preis der Revolution

Von Christian Rösner

Politik

Die Neupositionierung der Bundes-SPÖ nährt auch die Gerüchteküche in der Wiener Partei.


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Wien. "Jede Revolution fordert ihre Opfer. Wir hatten jetzt unsere Revolution, jetzt müssen wir auch die Konsequenzen tragen", heißt es von einem Insider der Wiener SPÖ gegenüber der "Wiener Zeitung". "Sein kann alles." Während am Freitag alle mit der Neuaufstellung der Bundes-SPÖ unter dem designierten Neo-Kanzler Christian Kern beschäftigt waren, gingen die Wiener Genossen in Warteposition. Denn in der medialen Gerüchteküche brodelte es so heftig, dass sich niemand mehr getraute, eine Einschätzung abzugeben. Zumindest offiziell.

"Besser die Chance nützen und mit der Bundespartei auch gleich die Wiener Partei aufräumen", hieß es auf der einen Seite. Den Status quo beizubehalten würde Stillstand signalisieren und sowohl die Unzufriedenheit der Bevölkerung als auch jene in der Partei nähren.

Peter Hacker als Nachfolger

"Jede größere Veränderung würde die ohnehin bereits gespaltene Partei in ein noch größeres Chaos stürzen", lautet die andere Meinung. Die Menschen würden sich Stabilität wünschen und keine Experimente. Bei der erstgenannten Position gibt es natürlich am meisten Spekulationspotenzial: Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely geht in den Bund - als neue Gesundheitsministerin. Oder sie übernimmt die Bundesgeschäftsführung, "weil sie dort besser grün leuchten könnte", wie es heißt. Als ihre Nachfolge wird FSW-Chef bzw. der Wiener Flüchtlingskoordinator Peter Hacker genannt - als fraktionsübergreifend anerkannter Experte und als "Signal der Beruhigung" in alle Richtungen. Wenngleich Hackers Expertise vorwiegend im Sozial- und Pflegebereich liegen würde. Für den heiklen Spitalsbereich wäre wohl eine Person mit medizinischem Hintergrund besser geeignet, heißt es. Auch Barbara Teiber - Gemeinderätin und Vorstandsmitglied der Arbeiterkammer Wien und Mitglied des Vorstandes der Wiener Gebietskrankenkasse - wurde als Nachfolgerin von Wehsely genannt. Eine weitere Option wäre natürlich auch eine Rückkehr des ehemaligen Bildungsstadtrates und nunmehrigen Klubchefs Christian Oxonitsch.

Mit dem Abgang von Wehsely könnte im Übrigen auch in weiterer Folge der Posten des Wiener Krankenanstaltenverbund-Generaldirektors Udo Janßen wackeln, wird vermutet. Und Wehselys Ehemann Andreas Schieder könnte wieder zurück nach Wien kommen - als ehemaliger Finanzstaatssekretär könnte er Finanzstadträtin Renate Brauner ablösen, wird gemunkelt. Die wiederum könnte die Position von Harry Kopietz als Landtagspräsident einnehmen, der sich wiederum in die Pension verabschieden könnte. Dieses Gerücht ist allerdings schon rund um die Wien-Wahl im Herbst 2015 kursiert.

Und da die Karriere von Brauner stets eng mit jener von Bürgermeister Michael Häupl verbunden war, vermuten manche auch einen möglichen Rückzug desselben. Aber das nicht gleich alles und sofort. Schließlich hat man Brauner nach der Wahl um die Stadtwerke erleichtert (manche nehmen in diesem Zusammenhang auch das Wort "entmachtet" in den Mund), damit sie sich voll und ganz auf die Finanzausgleichsverhandlungen konzentrieren kann. Diese sollen aber Ende des Jahres abgeschlossen sein. Und auch die neue Bundesregierung sollte sich bis dahin gut eingearbeitet haben - es sei denn, es gibt vorgezogene Wahlen.

Rückenwind für Ludwig?

Aber so oder so scharre Wohnbaustadtrat Michael Ludwig weiter in den Startlöchern, um mit den immer mehr blau eingefärbten Flächenbezirken auf seiner Seite früher oder später doch noch das Ruder an sich reißen zu wollen. "So fest wie jetzt ist er noch nie im Sattel gesessen, obwohl man ihn nach der Wahl im Vorjahr schon totgesagt hatte", heißt es. Dass seine "linke Hauptkonkurrentin" Sonja Wehsely bald nicht mehr da ist, bedeute für ihn zusätzlichen Rückenwind.

"Nicht die besten Freunde"

Die "kleinere" Variante der Wiener Regierungsumbildung würde dem Vernehmen nach lauten: Nachfolge für Wehsely suchen und aus. Zumindest vorerst. Die Schieder-Variante sei zwar nachvollziehbar, zumal er im Rathausklub voll akzeptiert sei, aber nicht notwendig, meint eine Funktionärin. Und dass mit Wehsely das Gegengewicht zu Ludwig wegfallen würde, glaubt sie nicht - zumal sich Wehsely selbst momentan ohnehin nicht als Bürgermeisterkandidatin sehen würde. Da gehe es eher um die Frage, wie die Stimmung in den Bezirken ist. "Außerdem wird sich Häupl seine Nachfolger mit Sicherheit selbst aussuchen - und da muss man dazu sagen, dass Häupl und Ludwig wirklich nicht die besten Freunde sind." Und dass Ludwig auf Faymann gesetzt hat, habe ihn eher geschwächt als gestärkt.

Aber wie auch immer - einen Bürgermeisterwechsel sieht der Großteil der Genossen ohnehin erst in zwei Jahren.