)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 3 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wie schön wäre das: Eine Welt, in der nur die Leistung eines Menschen zählt, nicht sein Geschlecht und seine Hautfarbe. Die Brit Awards, so scheint es, schreiten mutig in diese Richtung voran: Die Popmusik-Preise, seit 1977 in etlichen Kategorien vergeben, werden ab 2022 geschlechterneutral verliehen. Das bedeutet eine Reform jener Sparten, die bisher eine Siegerin und einen Sieger sahen: Hier wird nur noch eine Person prämiert, egal ob männlich, weiblich oder dazwischen. Es fühle sich nach "der richtigen Zeit an, die Leistungen von Künstlern ungeachtet ihres Geschlechts zu feiern", sagt Brit-Vorstand und Labelboss Tom March; die Kür solle "so inklusiv wie möglich" ausgerichtet sein.
Die guten Absichten in Ehren. Und es gäbe auch gewiss keinen Eklat, würden geschlechtsblinde Juroren in einem Jahr nur Frauen die Preise zuerkennen. Doch was wäre die Folge, wenn im nächsten Jahr nur Männer geehrt würden? Eine Sexismus-Schelte würde die Gala in Teufels Küche bringen.
Und genau deshalb, so steht zu vermuten, werden die Organisatoren weiterhin penibel darauf achten, ihre Preise auf Männlein und Weiblein aufzuteilen, und so im Stillen an jener Dichotomie festhalten, die sie eben feierlich beerdigt haben. Schade ums bisherige System. Denn es gibt wohl kein besseres, um "inklusiv" zu küren, ohne je mit Qualitätskriterien in Konflikt zu geraten.
Wobei: Einen Vorteil könnte die neue Denkart schon haben. Falls sie es bis nach Hollywood schafft, bekäme die Oscar-Gala - erstmals! - eine erträgliche Länge.