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Preisfrage Immobilien

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.

Haben wir den Boden bereits erreicht? Diese Frage stellen sich nicht nur Aktienanleger.


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Immobilien sind, wie der Name schon sagt, unbewegliche Güter. In der Regel sind damit in Zusammenhang stehende Anlagen deshalb weniger liquid als Aktien oder Anleihen. Das heißt, ein Anleger kann über das Geld nicht beliebig verfügen. Bei sogenannten offenen Immobilienfonds war das bisher anders: Oft war tägliche Verfügbarkeit ein Teil des Angebots, das der Fonds durch Kauf und Verkauf von Objekten gewährleisten konnte.

Doch dann platzte die Immobilienblase in den USA und Häuser sowie Grundstücke auf dem amerikanischen Kontinent waren plötzlich viel weniger wert.

Etliche offene Immobilienfonds, bei denen eine Investition oder Entnahme des Geldes an und für sich jederzeit möglich ist, mussten schließen, weil zu viele Mittel abgezogen wurden - und das Geld der restlichen Anleger steckt fest.

Einige Analysten glauben, dass sich die Struktur von offenen Immobilienfonds durch die Krisenerfahrung verändern wird: Tägliche Entnahmen könnten künftig nicht mehr so einfach möglich sein, womit die Planung für Fondsmanager einfacher würde. Konkrete Ankündigungen von Fondsanbietern gibt es dazu allerdings noch nicht.

Hubert Vögel von der Raiffeisen Immobilien KAG ist überzeugt, dass die Anleger bald in offene Immobilienfonds zurückkehren werden, "aber im Moment sind die Privatanleger noch sehr verunsichert".

Im vierten Quartal 2008 zogen Anleger 250,8 Millionen Euro aus Fonds der fünf österreichischen Immobilieninvestmentanbieter ab, nachdem in den ersten drei Quartalen 120,3 Millionen Euro investiert worden waren. Das Gesamtvolumen betrug laut Angaben der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) zu Jahresende 1,7 Milliarden Euro.

Generell haben sich offene Immobilienfonds auch in der Krise bewährt. Die von österreichischen Gesellschaften angebotenen Fonds erreichten im vergangenen Jahr eine Rendite von durchschnittlich 3,27 Prozent. Anders als bei einigen Immobilienaktien wird bei dieser Anlageform, die direkt in Gebäude oder Grundstücke investiert, nämlich nicht mit fiktiven Aufwertungsgewinnen gerechnet, sondern mit realen Verkaufswerten.

Große internationale Anbieter haben nun für die zweite Jahreshälfte eine Wiedereröffnung der Fonds angekündigt, da sie in vielen Regionen wieder Investitionsmöglichkeiten und sich stabilisierende Preisniveaus sehen.

Das Überschwappen der Krise am US-Markt hat auch in Europa in einigen Regionen dazu geführt, dass künstlich aufgeblasene Immobilienmärkte eine deutliche Korrektur erfahren haben. Besonders laut war dieses Platzen einer Blase in London, Spanien und Teilen Osteuropas zu hören. Die Preisfrage lautet nun so wie am Aktienmarkt, ob Immobilien ihr niedrigstes Preisniveau bereits erreicht haben.

Gerade bei Immobilien kann man hier jedoch keine globale Aussage treffen. Während regionale Aktienmärkte sich noch eher - und nach Meinung einiger Analysten immer mehr - an internationale Marktentwicklungen anpassen, sind Immobilienmärkte regional viel unterschiedlicher ausgeprägt.

"Für uns ist der Investmentzeitpunkt in Wien noch nicht gekommen, da wir erwarten, dass die Preise noch sinken werden", sagt Hubert Vögel. Sein europäischer Investmentfokus liegt derzeit auf Amsterdam und Paris und "vielleicht auch schon London", da in diesen Städten die Mieten bereits deutlich gesunken sind.

Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, glaubt hingegen nicht an einen weiteren Preisabfall: "Wien hatte immer ein sehr moderates Preisniveau und war nie hochfliegend, also wird es nicht wirklich zu einer Preisreduktion in merkbarem Maße kommen."

anlagetrends@wienerzeitung.at