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Seit der Ostöffnung vor 15 Jahren ist die Fahrt zum Zahnarzt im Ausland für viele Österreicher Routine. Mit der EU-Erweiterung wird die Reise nach Ungarn unter Umständen bald überflüssig, denn laut EU-Richtlinie dürfen sich Selbstständige - also auch Zahnärzte - frei in allen EU-Ländern niederlassen.
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Mit österreichischen Kunden haben Zahnärzte in Westungarn bereits seit Jahren Erfahrung, viele Praxen sind auf Patienten aus dem benachbarten Ausland spezialisiert. Der Vorteil für Österreicher mit Zahnproblemen liegt auf der Hand - die Behandlung ist einfach viel billiger. Mittlerweile zeichnet sich die Tendenz ab, dass sich ungarische Zahnärzte in Wien niederlassen. Nach Auskunft der Ärztekammer gibt es bereits in der Favoritenstraße ein entsprechendes Institut. Der Vorteil der Konkurrenz aus dem Ausland: Fest sitzende Zahnbrücken und -kronen beispielsweise werden viel billiger in ungarischen als in österreichischen Labors hergestellt.
Bei der Ärztekammer ist man naturgemäß über die drohende Billig-Konkurrenz aus dem Ausland nicht erfreut. Hier warnt man vor allem vor negativen Auswirkungen für die Patienten. Hauptargument: Die im Ausland sitzenden Hersteller seien viel schlechter kontrollierbar als die inländischen. Ein billigeres Service ausländischer Zahnärzte in Österreich könne nur mit Qualitätsverlust erkauft werden, lautet die Warnung.
Konsumentenschützer und die Wiener Gebietskrankenkasse sehen die Sache weniger drastisch. Im Verein für Konsumenteninformation (VKÖ) spekuliert man damit, dass sich der Markt unter Umständen in ein spezielles Billig-Segment - abgedeckt etwa durch ungarische Dentisten - und ein Qualitäts-Segment, das in österreichischer Hand bleibt, aufsplittet. Wobei letzter Bereich sogar noch teuerer werden könnte.
Auch die Gebietskrankenkasse, die selber acht Zahnlabors betreibt, sieht die ausländische Konkurrenz positiv: Aus Patientensicht sei Wettbewerb zu begrüßen. Und die Einrichtungen der WGKK seien ohnedies vor Konkurrenz gefeit, da hier bereits äußerst günstig gearbeitet werde.