Die Einführung der Euro-Münzen und -Scheine sei trotz der "Teuro"-Debatte ein Erfolg gewesen, betonte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Klaus Liebscher, gestern bei einer Pressekonferenz zum einjährigen Jubiläum des Euro-Bargeldes. Speziell kleine offene Volkswirtschaften, wie Österreich, mit Außenhandelsschwerpunkt in Europa hätten vom Wegfall der Wechselkursschwankungen und von der besseren Vergleichbarkeit der Preise profitiert.
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"Die wichtigste Aufgabe des Euro-Systems - die Wahrung der Preisstabilität - wurde erfolgreich umgesetzt", so der OeNB-Gouverneur. Für 2003 erwartet Liebscher eine Inflationsrate von unter 2% im Euro-Raum. Im Dezember 2002 hatte die Jahres-Inflation nach jüngster Vorabschätzung unverändert 2,2% betragen.
Zur "Teuro"-Debatte meinte Liebscher, dass es zwar in Einzelfällen zu Preiserhöhungen gekommen sei, allerdings sei auch zu bedenken, dass nicht jede Verteuerung automatisch mit dem Euro zu tun habe. Mehrere Untersuchungen kommen laut OeNB zu dem Schluss, dass im Vergleich zum Vorjahr lediglich ein geringer Preisanstieg in der Größenordnung von maximal 0,2 Prozentpunkten feststellbar ist, der direkt mit der Euro-Bargeldeinführung in Verbindung gebracht werden kann. Beim Gros der Produkte und Dienstleistungen gab es keine umstellungsbedingten Preiserhöhungen. Die Arbeiterkammer (AK) hob als Reaktion auf die Bilanz der OeNB in einer Aussendung erneut die Verteuerungen bei gewissen Dienstleistungen und Produkten, hervor. Die AK werde ihr Preiskontrollen fortsetzen und fordert die Einrichtung einer Marktüberwachungskommission.
Euro-Münzen und -Scheine aus anderen EU-Ländern
Der Anteil an ausländischen Münzen in Österreich erreichte in den ersten 9 Monaten des Jahres 2002 einen Anteil von 20%. Der Anteil ausländischer Banknoten betrug im November rund 39%. Erstaunlich ist, dass noch immer Österreichische Schilling im Wert von rund 940 Mill. Euro "noch nicht den Weg zurück zur Nationalbank gefunden haben", wie es Wolfgang Duchatczek, Mitglied des Direktoriums der OeNB, formulierte. Schillinge der letzten Serie können nach wie vor kostenlos bei der Nationalbank in Euro umgetauscht werden.
In Ostösterreich gibt es die meisten Euro-Blüten
Im Jahr 2002 wurden insgesamt 3.409 Fälschungen aus dem Euro-Umlauf genommen und bei der OeNB eingeliefert. Der 50-Euro-Schein ist, gefolgt vom 100er, die am häufigsten gefälschte Banknote. Der Gesamtschaden beträgt laut OeNB bisher rund 220.000 Euro, ist also im Vergleich zu anderen Delikten wie Ladendiebstahl oder Kartenbetrug eher gering. Die meisten gefälschten Euro tauchen in Wien auf. Die Fälscher versuchen, die Banknoten verstärkt über den Handel in den Umlauf zu bringen und kassieren für ihre Blüten das echte Wechselgeld.
Ein aktueller Fall wurde gestern aus Baden bei Wien gemeldet. Dort ist nach Angaben der Stadtpolizei in den vergangenen Tagen Falschgeld in einem Textilwarengeschäft und im Casino aufgetaucht.
Zufriedene Nationalbank
Der Gewinn der OeNB werde 2002 "marginal niedriger" sein als 2001. "Wir werden aber wieder sehr sehr zufrieden sein", meinte Liebscher.