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Preiszuckerl für Fluggesellschaften

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Die Lungenkrankheit SARS zieht auch den Flughafen Wien in Mitleidenschaft: Im April und Mai seien vor allem deshalb um ein Drittel weniger Passagiere nach Fernost geflogen, teilte das Unternehmen gestern in einer Pressekonferenz mit. Weniger Passagiere gibt es auch bei den Transatlantikflügen. Mehr Fluggäste bringen dafür die neuen Billigfluglinien und das erweiterte Angebot an Flügen nach Osteuropa.


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Der börsenotierte Flughafen Wien hat in Folge von SARS, Irak-Krieg und der anhaltenden Konjunkturschwäche zuletzt weniger Passagiere abgefertigt als vor einem Jahr: Im Monat Mai lag das Passagieraufkommen um 1,1% hinter jenem des Vorjahresmonats. Die Einbrüche bei den Fluggesellschaften sind zum Teil gravierend. So verzeichnete etwa die Austrian Airlines-Gruppe im Mai einen Passagierrückgang um 13,1% (siehe Artikel unten).

Die Anzahl der Linienfluggesellschaften, die am Flughafen Wien verkehren, ist gestiegen: "Derzeit sind es 58, davon drei Billigfluganbieter", erläutert Flughafen-Pressesprecher Hans Mayer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Die Billigfluggesellschaften Air Berlin und Germanwings haben in den ersten fünf Monaten 120.000 bzw. 95.000 Fluggäste nach Wien beförderten, so Flughafen-Vorstandssprecher Herbert Kaufmann. Jetzt hat auch der deutsche Germania Express Wien ins Programm genommen. Er fliegt von Wien nach Berlin-Tempelhof und nach Palma de Mallorca. Ohne Billigflieger gäbe es bereits einen Passagierrückgang. Gespräche laufen laut Kaufmann auch mit anderen Billig-Airlines wie Ryanair oder easyJet. Diese Gesellschaften seien "stark wachsend", unterstrich Flughafen-Vorstandsvorsitzender Herbert Kaufmann. Mittelfristig hält er in Europa einen Marktanteil von Ryanair, easyJet & Co. von 25% für plausibel. Derzeit steuern "Low-cost-Airlines" bereits mehr als 5% zum gesamten Passagieraufkommen am Vienna Airport bei. Noch wichtiger als die Billiganbieter, ist laut Kaufmann allerdings das Wachstum durch Transferpassagiere, die derzeit 35% aller in Wien abgefertigten Fluggäste ausmachen. Ohne Transfer hätte der Wiener Flughafen nicht 12, sondern nur 8 Millionen Passagiere verzeichnet.

Anreiz-Programm um 30 Mill. Euro

Der Flughafen Wien will schwächere Nachfrage und rückläufige Passagierzahlen nun mit Gebührensenkungen kompensieren: Bis Ende Oktober 2003 werden die Landegebühren für Langstreckenflüge um 60% abgesenkt, zusätzlich wird der Tarif je Transferpassagier von bisher rund 4 auf rund 2 Euro halbiert.

Der Flughafen will damit einen Anreiz für die Fluggesellschaften geben, ihre - hauptsächlich wegen der Lungenkrankheit SARS - eingestellten Flübe rasch wieder aufzunehmen. "Der Anteil der Fernostdestinationen am gesamten Passagieraufkommen am Flughafen Wien liegt bei 7%", so Pressesprecher Mayer. Die Eva Air hat Flüge nach Bangkok und Taipeh eingestellt, die Austrian Airlines fliegen vorübergehend nicht mehr nach Peking. Schlecht sieht es nach wie vor im Nahen Osten aus: Wegen der nach wie vor angespannten Situation im Irak gebe es keine spürbare Verbesserung, sagte Kaufmann.

Für die Aufnahme einer neuen Destination in Osteuropa sieht das neue Programm im ersten Jahr eine Ermäßigung des Landetarifs um bis zu 80% vor, die dann schrittweise reduziert wird. Die Flughafentarife machen zwischen 4 und 5% der Gesamtkosten einer Fluggesellschaft aus, schätzt Kaufmann.

Die Flughafen Wien AG nimmt jährlich rund 123 Mill. Euro aus Tarifen ein. Insgesamt verzichtet der Vienna Airport durch Anreiz-Programme auf Einnahmen von 30 Mill. Euro jährlich.