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Prekärer Umweltschutz

Von Markus Rapp

Politik

Um "nicht länger von der OPEC abhängig" zu sein, will die Regierung Bush verstärkt auf eigene Ressourcen zurückgreifen und in Alaska nach Öl bohren - in einem Naturschutzgebiet. Betroffene indigene Stämme und Umweltschützer protestieren, die Wähler sind ernüchtert, und zunehmend werden auch Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens laut.


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"Wir werden nicht zur OPEC oder sonstwem um Erhöhung der Fördermengen betteln gehen", meinte Spencer Abraham, Leiter der Energiebehörde, "solange die USA selbst unerschlossene Reserven haben." Präsident George W. Bush hatte Amerikas Abhängigkeit von der OPEC sogar ein Sicherheitsrisiko genannt. Doch werden die Pläne, in Alaskas arktischem Naturreservat Erdöl zu fördern, von Beobachtern auch schlicht als "Bush`s Zahltag" bezeichnet. Denn Öl- und Gasfirmen hatten seine Kandidatur mit zweistelligen Millionenbeträgen gesponsert und fordern nun ihren Preis.

Umweltministerin Christine Whitman behauptete gegenüber CNN, im Permafrostboden Alaskas schlummere etwa die 30fache Menge Erdöls, welche die USA jährlich aus Kuwait importieren. "Wollen wir es denn weiterhin mit Tankern aus Kuwait heranschaffen?" John Kerry, demokratischer Senator aus Massachusetts, wittert Betrug hinter soviel nationaler Rhetorik: seinen Informationen zufolge würde das Öl aus der ökologisch sensiblen Tundra nur 2 bis 3 Prozent des Bedarfs decken - "für einen kurzen Zeitraum". Zudem halten Experten die Förderung unter den erschwerten Bedingungen des hohen Nordens für zu teuer, als dass man Umweltschäden, wie sie aus Sibirien bekannt sind, in den Kauf nehmen sollte.

Die Gwich`in, ein von den arktischen Karibu-Herden abhängiges Volk, haben gemeinsam mit Umweltschutzverbänden gegen die Zerstörung des Naturschutzgebiets protestiert. Ihre Stimme verhallt nicht ungehört: Durch Bush`s Abkehr von der versprochenen Senkung der Kohlendioxid-Emissionen vorgewarnt, sind nun nicht nur die Umweltbewegten unter den Wählern von seiner Politik enttäuscht.