Bereits seit Monaten braut sich in Osteuropa ein Unwetter zusammen. Niemand weiß zurzeit, wie heftig es ausfallen wird. Von Österreichs Banken, die im Osten besonders stark engagiert sind, werden allfällige Probleme durch Kreditausfälle zwar kleingeredet. Dennoch scheint die Situation ernst zu sein - und das nicht erst seit kurzem.
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Als eines der Indizien dafür gilt das Bankenhilfspaket der Republik Österreich. Dass es entgegen bisheriger offizieller Darstellung in erster Linie als Schutzimpfung für eine Infektion durch Osteuropa gedacht ist, wird in der Finanzbranche mittlerweile nicht bestritten.
An staatlichen Eigenkapitalhilfen stehen den Banken 15 Milliarden Euro zur Verfügung. Dass die großen Institute wie Raiffeisen Zentralbank, Erste Group und Bank Austria bisher zögern, diese Gelder tatsächlich abzurufen, dürfte auch damit zu tun haben, dass sie die weitere Entwicklung in Osteuropa abwarten.
Brandpunkte sind derzeit Ukraine, Ungarn und Serbien, aber auch Rumänien und Kroatien werden inzwischen kritisch gesehen.
Ob es gar zu einem Flächenbrand kommt, ist derzeit noch ungewiss. Ein Total-Kollaps im Osten wäre für Österreichs Banken jedenfalls "nicht leicht zu verdauen", heißt es seitens der Finanzmarktaufsicht.
In diesem Kontext stellt sich auch die Frage, ob hiesige Kreditinstitute im Fall eines Crashs für ihre osteuropäischen Töchter haften. Christian Nowotny, Experte für Gesellschaftsrecht, sagt: "Nein, hier gibt es keine automatische Haftung." Denn diese Banken-Töchter seien eigene, von ihren Müttern rechtlich getrennte Aktiengesellschaften - und somit eigene Vermögenskörper.
Dies gilt demnach umgekehrt auch für die Bank Austria selbst, die mit UniCredit einen italienischen Eigentümer hat, und für die Kärntner Hypo Group Alpe Adria, die über die BayernLB mit Deutschland verbandelt ist.
Freilich: Im Fall des Falles würde kein Konzern eine Tochter liquidieren beziehungsweise in Konkurs gehen lassen. Zu groß wäre einerseits der internationale Reputationsverlust und andererseits die Gefahr eines Domino-Effekts für das Finanzsystem. Bei schwerwiegenden Problemen würden die Mutterbanken also Geld in die Hand nehmen, um ihre Töchter zu rekapitalisieren. Geraten sie dabei selbst in Probleme, müsste der Staat einspringen.
Vor diesem Hintergrund gibt es daher seitens Österreichs und anderer westlicher EU-Länder durchaus verständliche Bestrebungen, mit Hilfe internationaler Institutionen auch in Osteuropa einen Schutzschirm für dortige Banken aufzuspannen. Finanzminister Josef Pröll will dafür Mitte nächster Woche kräftig werben - bei Treffen mit Ressortkollegen in der Ukraine, Kroatien, Rumänien und Bulgarien.