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Prinzessin erzürnt Sarkozy

Von Alexander U. Mathé

Europaarchiv

Ermittlung gegen Präsidenten-Freunde. | Verdacht illegaler Wahlkampfgelder.


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Paris/Wien. Waffengeschäfte, Koffer voller Geld, korrupte Politiker: Was nach den perfekten Zutaten für einen packenden Politthriller klingt, ist die Essenz eines Skandals, der bis in die Führungsriege der französischen Regierung reicht. In "Karatschigate", wie die französische Presse die Affäre nennt, ermitteln die Behörden mittlerweile sogar gegen Brice Hortefeux, den ehemaligen Innenminister und heutigen Wahlkampfleiter von Präsident Nicolas Sarkozy, sowie gegen den Generalsekretär der Regierungspartei UMP, Jean-François Copé.

Sieben Monate vor der Präsidentenwahl, kommt der Skandal für Sarkozy denkbar ungünstig. Die Justiz hat jetzt sogar zwei Vertraute des Präsidenten in Polizeigewahrsam nehmen lassen, darunter seinen langjährigen Freund und Trauzeugen Nicolas Bazire.

Der eigentliche Skandal hat 1994 begonnen. Damals verkaufte Frankreich U-Boote im Wert von 825 Millionen Euro an Pakistan. Kommissionsgelder in Höhe von zehn Prozent wurden über einen Mittelsmann an Pakistan gezahlt. Von denen floss allerdings ein Teil über Umwege zurück nach Frankreich, so der Vorwurf. Um genau zu sein: In die Wahlkampfkassa des damaligen Premiers Edouard Balladur, der sich gerade mit seinem Parteikollegen Jacques Chirac um die Präsidentschaft duellierte. Sein damaliger Sprecher: der heutige Präsident Nicolas Sarkozy.

An Brisanz gewann der Fall, nachdem sich Chirac durchsetzte und als Präsident die Zahlungen an Pakistan stoppte, wohl um die Geldflüsse an Balladur abzudrehen. Dies soll der Grund für einen Racheakt gewesen sein: 2002 wurde ein Anschlag auf die französischen Marinewerft DCN in der größten Stadt Pakistans, Karatschi, verübt. 14 Mitarbeiter, elf Franzosen und drei Pakistaner, die sich um die Wartung der U-Boote kümmerten, kamen dabei ums Leben.

Die Affäre ist grundsätzlich bereits seit Jahren bekannt. Erst letztes Jahr haben Journalisten der Online-Zeitung "Mediapart" ein Buch über die Hintergründe geschrieben. Doch mehr als den Status haltloser Behauptungen erreichten sie nicht. Erst nachdem die Ex-Frau von Sarkozy-Berater Thierry Gaubert vor kurzem zu dem Fall aussagte, kam wieder Schwung in die Affäre. Helene von Jugoslawien, die Enkelin des letzten italienischen Königs Umberto II., erklärte, ihr Ex-Mann sei zwischen 1994 und 1995 mit Koffern voller Geld aus der Schweiz gekommen und habe diese Balladurs damaligem Wahlkampfchef Nicolas Bazire zukommen lassen.

Zufälligerweise flossen in der Endphase der Kampagne 15 Millionen in bar auf Balladurs Konto. Nach einer Routineprüfung erklärte das Team gegenüber dem Verfassungsrat, das Geld stamme aus Spenden und dem Verkauf von T-Shirts.

Nur mühsam beginnen die Behörden, das Beziehungs-Gewirr zu entflechten und zu recherchieren, wer aller von der Affäre gewusst hat und wer in sie involviert war. Eine wertvolle Quelle ist dabei der libanesisch-französische Mittelsmann Ziad Takieddine. Auch hier war dessen Ex-Frau sehr hilfreich. Sie übergab der Polizei Aktenordner, über die die Ermittler Verbindungen zwischen ihm, den U-Booten und Politikern herstellen können. Die Fährte hat sie in höchste politische Sphären gebracht. Doch einer hat bereits dementiert: Nicolas Sarkozy. Es handle sich um "Rufmord und politische Manipulation"., hieß es aus dem Elysée-Palast.