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Prinzessin stemmt sich gegen Zustände in Saudi-Arabien

Von Alexander U. Mathé

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Basma Bint Saud, die Jüngste von 115 Nachkommen des 1964 gestürzten saudischen Herrschers, hat in der BBC ein Manifest veröffentlicht.


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Basma ist eine waschechte Prinzessin. Doch mit ihrem Königreich ist sie nicht wirklich zufrieden. Mit vollem Namen Basma Bint Saud Al Saud ist sie die Jüngste von 115 Nachkommen des zweiten Herrschers von Saudi-Arabien, Saud bin Abdul-Aziz, der 1964 von seinem Bruder Faisal gestürzt wurde. Ihr Onkel ist Abdullah ibn Abd al-Aziz, der aktuelle absolute Monarch des Landes. In britischen Medien ruft die 47-jährige Geschäftsfrau und Bloggerin seit geraumer Zeit zu Reformen auf. Nach einem harschen Interview vorige Woche in der britischen Zeitung "The Independent" veröffentlichte sie nun im Sender BBC ihr Manifest: "Was ich an meinem Land ändern würde".

In dem Programm fordert sie die Abkehr von der Scharia, also vom islamischen Recht, und eine ordentliche Verfassung, die lediglich von der Philosophie des Koran inspiriert ist. "Ich fordere nicht ein westliches System, aber eine Adaptierung eines solchen Systems an unsere Bedürfnisse und unsere Kultur", erklärt Basma. Die Frauenrechte sollten ebenfalls gestärkt werden. Es gehe nicht an, dass Kindern schon in der Schule beigebracht werde, dass die Frau dem Manne untertan zu sein hat. Auch Regelungen, die eine Scheidung für Frauen ungemein schwierig machen, gehören für sie abgeschafft; ebenso der Mahram, ein (meist männlicher) Anstandswauwau, ohne den sich saudi-arabische Frauen kaum in der Welt fortbewegen können.

Trotz dieser Forderungen sieht sie gewisse Grenzen, etwa wenn es um das Recht der Frauen geht, ein Auto zu lenken. "Ich bin gegen Frauen am Steuer, solange wir nicht gebildet genug sind und die nötigen Gesetze haben, uns zu schützen", führt die Mutter von fünf Kindern aus. Denn nach derzeitigem Stand der Dinge würden fahrende Frauen im besten Fall belästigt und im schlechtesten Fall verprügelt und schlimmer.

Die Reformwünsche dürften bei ihrem Onkel Abdullah nicht unbedingt Begeisterungsstürme auslösen. Eigentlich übt so gut wie keines der 15.000 Mitglieder der Herrscherfamilie Kritik am eigenen Land. Auf die Frage, ob sie Angst habe, durch ihre Aussagen alles zu verlieren, sagt Basma: "Definitiv." In Saudi-Arabien betreibt sie derzeit eine Restaurant-Kette. Nebenbei arbeitet die Prinzessin als Bloggerin, wobei die Behörden laut ihrer Aussage mittlerweile begonnen haben, ihre Artikel zu zensurieren. Dass sie heuer von Saudi Arabien nach London übersiedelt ist, habe damit aber nichts zu tun, sagt sie. Die Insel kennt sie noch gut aus ihrer Jugend. Bis zu ihrem zehnten Lebensjahr lebte sie in Beirut, wo sie eine französische Missionarsschule besuchte und von Nonnen erzogen wurde. Dann, als 1975 der Bürgerkrieg in Libanon ausbrach, flüchtete die Familie nach Großbritannien.