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"Ich muss Ihnen gleich ein Kompliment machen, war’s schwierig, da oben die Fassung zu bewahren?" So lautete die Frage eines ORF-Reporters nach einem medial vielbeachteten Rücktritt dieser Tage. Die anbiedernde Form legt nahe: Es muss ein Sportreporter gewesen sein. Tatsächlich fragte das Ernst Hausleitner am Dienstag Marlies Schild. Und zwar in einer 45-minütigen Sondersendung, in der der ORF eine Pressekonferenz der nunmehrigen Ex-Skifahrerin live übertragen hat. Noch einmal zur Erinnerung: Die Rücktritts-Pressekonferenz, die der damalige Vizekanzler Michael Spindelegger angekündigt hat, konnte der ORF damals leider nicht live übertragen. Erst eine Stunde später. Nachdem "Andi & Alex" fertig gekocht hatten.
Prioritäten will sie setzen, hat Schild gesagt. Und das macht offenbar auch der ORF. Dem öffentlich-rechtlichen Sender ist nun einmal der Sport wichtiger als die Politik. Und ein Vizekanzler hat auch keinen Helm mit Versicherungslogo, den er prominent vor sich platzieren kann.
Wer sich im ORF - das ist übrigens der Sender, der gern stundenlang Hochzeiten und Begräbnisse von irgendwelchen Adeligen überträgt - heute eine Sendung von der Trauerfeier für Gert Voss erwartet, wird enttäuscht sein. Eine Übertragung der so typisch österreichischen Burgtheater-Tradition der Theatralik bis zum Ende, ein Ehrerweis für einen der größten Schauspieler unserer Zeit, findet sich nicht im ORF-Programm. Auch nicht am Kultursender ORFIII. Zur entsprechenden Zeit läuft: "Kochen mit Andi & Alex".
Gut, auf Gert Voss’ Sarg klebt ja auch kein Uniqa-Logo.