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Private Geschäfte am Weißmarkt

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft

Über Private Placements und White Label-Fonds als Zutaten in der Investmentküche.


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Manchmal glaubt man sich in der Braustube eines Alchemisten, wenn man Pressemitteilungen von Fonds-Anbietern und Investmenthäusern liest. An die üblichen Anglizismen wie Stock-Picking (Einzeltitelauswahl), Return (Ertrag), Assets (Vermögenswerte) oder Manager (Verwalter) hat man sich ja bereits gewöhnt.

Aber dann preist ein Fondsanbieter an, dass er auch auf "Private Placements" Zugriff habe. Es klingt wie eine Geheimzutat, etwas, das nicht allen zugänglich ist, von dem nicht jeder weiß. Und im Grunde sind sogenannte "Privatplatzierungen" auch genau das.

Anstatt sich mit einem Angebot, sei es eine Firmenbeteiligung, ein Fonds oder eine neue Ausgabe von Aktien oder Anleihen, an die breite Öffentlichkeit zu wenden, können Anbieter auch ein "Private Placement" wählen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür sind in jedem Land unterschiedlich, aber zumeist muss der Kreis der möglichen Investoren beschränkt sein, oftmals auf institutionelle Investoren, und Anbieter müssen einzelne Auflagen wie die Erstellung eines Produktprospektes nicht erfüllen.

Im ersten Moment klingt das wie eine Hintertür für "faule" Anbieter oder nicht ganz saubere Geschäfte, für die "Private Placements" in Einzelfällen auch genutzt werden, aber sie sind eine seit Jahrzehnten erprobte Investment-Praxis. Diese wird entweder von kleinen Anbietern genutzt, die nicht auf die nötige Aufmerksamkeit an der Börse hoffen können oder aber auch für kleine Produkttranchen, die durch eine öffentliche Platzierung überrannt werden könnten.

Die Einschränkung auf gewisse Investoren heißt aber auch, dass die Angebote teilweise risikoreicher sind als öffentlich angebotene Finanzprodukte, denn von den Investoren wird eine gründliche Produktprüfung in einem sogenannten "Due Diligence"-Prozess erwartet - also mit der "notwendigen Sorgfaltspflicht", der sich die meisten institutionellen Investoren verschrieben haben. Zugang zu solchen Privatplatzierungen haben oft nur Investoren, die dem Anbieter bekannt sind. Das heißt, dass etwa gut vernetzte Investmentmanager von solchen privaten Angeboten Gebrauch machen können.

Nur weil es sich um einen "Geheimtipp" handelt, heißt aber nicht automatisch, dass ein solches "Private Placement" auch tatsächlich eine außergewöhnliche Rendite bringt. Das ist vom Produktinhalt, der Finanzmarktentwicklung und dem Vermögensverwalter abhängig. Dieser ist bei einigen Finanzprodukten nicht immer eindeutig erkennbar, denn wie auch bei Konsumgütern gibt es in der Investmentwelt die Möglichkeit des "White Labelling". Das heißt, dass Investmentfirma X das Produkt von Y unter ihrem Namen auflegt, obwohl Y weiter dafür haftet. Hintergrund kann sein, dass durch die Emission eines Produktes ein Interessenkonflikt mit anderen Produkten des Hauses besteht.

Apropos Weiß: Der Ausdruck "blütenweiß", der in manchen österreichischen Fonds-Prospekten zu finden ist, hat damit überhaupt nichts zu tun. Dieses Attribut erhalten seit 2005 Fonds, die steuerlich völlig transparent sind.

Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.