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Was haben Karl Wlaschek, die Familie Fürnkranz, Richard Lugner und Niki Lauda mit vielen anderen (prominenten) Österreichern gemeinsam? - Die Antwort lautet: Sie sind "Stifter". Im Dezember des vergangenen Jahres wurde ein Boom bei der Gründung von Privatstiftungen verzeichnet. Der Grund: Die neue Stiftungsbesteuerung ab 1. Jänner 2001. Nach Angaben des Verbandes der österreichischen Privatstiftungen kam es im November 2000 zu 80 Stiftungsneugründungen, im Dezember waren es 427.
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Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren - das Privatstiftungsgesetz trat per 1.9.1993 in Kraft - wurden im Schnitt etwa 20 bis 40 Stiftungen pro Monat aus der Taufe gehoben. Wie aus dem Büro des Generalsekretärs des Verbandes, Christoph Kraus - der zugleich Generaldirektor der Kathrein & Co Privatgeschäftsbank AG ist - , verlautete, gibt es derzeit (Stand: Donnerstag 26. April 2001) exakt 2.087 Privatstiftungen. Ende 2000 waren es 2.062 gewesen, Ende 1999 hatte die Zahl 1.234 betragen. Von Experten wird geschätzt, dass etwa 400 Mrd. bis 600 Mrd. Schilling an Vermögen in Stiftungen "geparkt" sind.
Nach wie vor eine steuerlich günstige Anlage
Zur Erreichung des von der ÖVP/FPÖ-Regierung angestrebten Nulldefizits werden seit heuer auch die Privatstiftungen stärker zur Kasse gebeten. Die Ende Oktober beschlossene Gesetzesreform brachte für die Privatstiftungen ab 1.1.2001 einen Eingangssteuersatz von 5 Prozent statt bisher 2,5 Prozent - was zum bereits erwähnten Gründungs-Boom im Dezember 2000 führte. Weiters werden bisher steuerfreie Erträge wie Dividendenzahlungen, Aktienkursgewinne oder Erlöse aus Beteiligungsverkäufen besteuert. Die bisher erst bei Entnahme anfallende Kapitalertragssteuer (KESt) wird bis zur Hälfte, also 12,5%, sofort eingehoben, der Rest fällt bei der Ausschüttung an. Die Regierung erhofft sich daraus ein zusätzliches Steueraufkommen von knapp über 2 Mrd. Schilling.
Experten halten die Privatstiftung nach wie vor für eine steuerlich günstige Anlage. Martin Baumgartner von "DIE Wirtschaftstreuhänder" sieht etwa in den 5 Prozent Steuern, die bei der Gründung einer Privatstiftung zu entrichten ist, noch immer eine große Ersparnis gegenüber dem "normalen" Erbschaftssteuersatz.
AVZ wird Stiftung, Haftungsfrage geklärt
In eine Privatstiftung umgewandelt wurde kürzlich die Gemeinde-Wien-nahe Anteilsverwaltung Zentralsparkasse (AVZ), die verbliebene Holding der Zentralsparkasse. Die AVZ hielt zuletzt 22,7% an der Bank Austria und wurde durch den Zusammenschluss der größten Bank Österreichs mit der bayerischen HypoVereinsbank (HVB) mittels eines Aktientausches zur HVB-Aktionärin und hält nun 5,39% der Stimmrechte des deutschen Instituts.
Durch die Umwandlung in eine Privatstiftung beschränkt sich die Haftung der Stadt Wien nur mehr für Verbindlichkeiten der Bank Austria, die bis 31.12.2001 eingegangen werden bzw. wurden.
Der 14-köpfige Vorstand ist nun fixiert und setzt sich aus folgenden Personen zusammen: Hedwig Fuhrmann (Zentralbetriebsratsvorsitzende der Bank Austria), Norbert Griesmayr (Generaldirektor der VAV Versicherung), Hans Robert Hansen (Rektor der Wirtschaftsuniversität), Wolfgang Heinzl (BA-Zentralbetriebsrat), Friedrich Kadrnoska (BA-Vorstandsmitglied), Karl Kainzner (CA-Betriebsratsobmann), Wolfgang Lang (BA-Zentralbetriebsrat), Adolf Lehner (BA-Zentralbetriebsrat ), Gerhard Mayr (Vice President Eli Lilly), Gerhard Randa (BA-Generaldirektor), Karl Samstag (Generaldirektor-Stellvertreter der Bank Austria), Gerhard Scharitzer (Finanzdirektor der Stadt Wien a.D.), Siegfried Sellitsch (Generaldirektor der Wiener Städtischen), Franz Zwickl (BA-Vorstand).
Bisher 16 Sparkassen in der neuen Rechtsform
Sparkassen-Stiftungen sind in Österreich seit 1. Jänner 1999 möglich. Acht Sparkassen wählten 1999 den Weg in die neue Rechtsform. Waren Ende 1999 noch 8 Sparkassen in der Rechtsform einer Privatstiftung, so stieg diese Zahl nach Angaben des Sparkassenverbandes bis jetzt auf 16.