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Privatunis auf dem Vormarsch - Konkurrenzdruck auf öffentliche steigt

Von Katharina Schmidt

Wissen

Österreich ist ein kleines Land - mit einem großen tertiären Bildungssektor. So gibt es neben den 21 öffentlichen Unis auch 12 Fachhochschulen und 17 Anbieter von pädagogischen Hochschullehrgängen. Dazu kommen noch 13 private Universitäten. Geht es nach Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, so soll sich bald eine 14. dazugesellen.


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Privatunis gibt es in dieser Form in Österreich erst seit rund zehn Jahren - ihre Zahl ist also sehr rasch angewachsen. Doch was unterscheidet sie von den öffentlichen und welchen Sinn haben sie? Einerseits können die Privatunis anders als die öffentlichen laut Gesetz nicht auf Bundesmittel oder Forschungsförderung zurückgreifen. Dafür stehen ihnen kreative Finanzierungsmöglichkeiten offen. So finanziert sich die Webster University zu mehr als 90 Prozent aus Studiengebühren - diese sind dann aber mit teils mehr als 7000 Euro pro Semester auch enorm hoch.

Andere Unis haben potente Sponsoren gefunden: Die Wiener Modul University etwa wird von Scheich Mohammed Al Jaber mitfinanziert, die Salzburger Paracelsus Universität von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz. Und dann gibt es auch noch jene, die Landesmittel lukrieren können - beispielsweise das Wiener Konservatorium und die Linzer Anton-Bruckner-Uni. So richtig privat sind diese dann wohl nicht - was den "echten" öffentlichen nicht gefallen kann.

Auch, dass die öffentlichen Unis im Gegensatz zu privaten und Fachhochschulen weder Auswahlverfahren durchführen noch Studiengebühren einheben dürfen, sorgt für ein Ungleichgewicht in der Universitätslandschaft. Das ist auch eine Frage der Konkurrenz: Während die staatlichen Unis mit einer hohen Zahl an Studenten (rund 280.000) und dementsprechend schlechten Betreuungsrelationen kämpfen, gibt es an den privaten mit 5000 Studenten nicht nur gute Betreuungsverhältnisse, sondern auch eine niedrige Drop-Out-Rate. Einige Hochschulen wie die Webster positionieren sich gar als "Alternative zu den überfüllten Massenunis".

Aber auch die Privatunis sehen sich ungerecht behandelt: Nämlich, wenn es um die Frage der Akkreditierung einzelner Studiengänge geht. Anders als bei den öffentlichen ist dies bei den privaten ein langwieriger Prozess.

Das könnte sich bald ändern: Noch bis kommende Woche ist ein Gesetz in Begutachtung, mit dem die Qualitätssicherung auf neue Beine gestellt werden soll. Ebenfalls in Arbeit ist ein Hochschulplan. Zwar sagen die Privatunis von sich selbst, dass sie großteils jene Bereiche abdecken, die von den öffentlichen vernachlässigt werden, Wissenschaftsministerin Beatrix Karl will aber auch die Privatunis in die Neustrukturierung des Hochschulsektors einbinden. Damit könnte das Dickicht an Bildungsangeboten - ob nun im öffentlichen, halböffentlichen oder privaten Sektor - ein wenig entwirrt werden.