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Pro Auto vier Tankstellen

Von Wolfgang Zaunbauer

Wirtschaft

Pendler als ideale Zielgruppe. | Fahrzeuge derzeit noch zu teuer. | Wien. Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler hat ein ehrgeiziges Ziel. Er will Kärnten in Sachen Elektromobilität zur Nummer eins machen. "Daran arbeite ich seit vier Jahren. Am Anfang hat man mich belächelt und gesagt: Jetzt spinnt er wieder. Aber dieses Ziel verfolge ich mit aller Leidenschaft", so Dörfler zur "Wiener Zeitung". Tatsächlich geht diesbezüglich in Kärnten einiges weiter.


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Vergangene Woche wurde eine Kooperation des Landes mit Mercedes Benz präsentiert, nach der das Land ab Juli nächsten Jahres 15 Elektroautos des deutschen Autokonzerns testen wird. Vom 10. bis 12. November findet in St. Veit an der Glan mit dem New Mobility Forum schon zum zweiten Mal eine internationale Fachtagung zum Thema Elektromobilität statt. Die Zahl der Elektrotankstellen liegt bei mehr als 200 (österreichweit mehr als 2000) und steigt laufend weiter. Allein: Die Zahl der in Kärnten zugelassenen Elektroautos nimmt sich äußerst bescheiden aus - wie im Rest Österreichs auch.

So wurde in Kärnten zwischen Jänner und September gerade einmal ein einziges Elektroauto neu zugelassen. Insgesamt sind im Land 50 unterwegs - für jedes davon gibt es vier Tankstellen. Österreichweit gab es 71 Neuzulassungen (255 insgesamt), davon 31 alleine in Vorarlberg - eine verschwindend kleine Zahl angesichts fast 250.000 neuzugelassener Pkw (0,03 Prozent). Etwas besser sieht es bei den Elektroscootern aus. Schon vier Prozent der in Österreich verkauften Mopeds sind Elektroroller.

Bei Mopeds kaum Preisunterschiede

Die große Diskrepanz zwischen verkauften Zwei- und Vierrädern erklärt Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) mit dem unterschiedlichen Angebot. Dieses sei bei Fahrrädern und Mopeds breiter, "da gibt es vor allem bei den Mopeds preislich kaum einen Unterschied". Ganz anders bei den Autos. Hier beträgt der Preisunterschied zwischen elektrischen und herkömmlichen Autos mehr als 10.000 Euro für Kleinwagen. Der Grund dafür liegt in den derzeit noch sehr teuren Batterien. Im Verbrauch ist der Stromantrieb mit 2 bis 3,5 Euro pro hundert Kilometer jedoch wesentlich billiger als etwa ein Dieselfahrzeug mit 6 Litern Verbrauch, das für die selbe Strecke rund 6 Euro kostet. Außerdem fallen weder motorbezogene Steuern, noch Nova, noch CO2-Steuern an. Nach spätestens acht Jahren sollen sich die Mehrkosten amortisiert haben.

Die derzeit noch geringe Reichweite von E-Autos von rund 250 Kilometern ist laut Gratzer kein Hinderungsgrund: "Die Reichweite ist nicht so ein Problem. Der Großteil der Autofahrten sind kurz. Rund die Hälfte ist weniger als fünf Kilometer, zwei Drittel unter zehn Kilometern." Ein regelrechter Durchbruch in Sachen Reichweite gelang in der Vorwoche, als ein Elektroauto mit einer Aufladung 600 Kilometer von München nach Berlin fuhr. Das gelang dank einer neuen Akku-Technik auf Lithium-Metall-Polymer-Basis. Das Beste daran: An einem Starkstromanschluss ist dieser Akku in 20 Minuten wieder aufgeladen - bisher brauchten E-Autos mehrere Stunden, bis der "Tank" wieder voll ist.

"Leistungsfähige Flotte, keine Spielzeugautos"

Auch mit begrenzter Reichweite wäre das Elektroauto das ideale Fahrzeug für Pendler. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten kommt es bisher aber hauptsächlich - und wegen dem geringen Angebot auch nur in sehr überschaubarem Rahmen - bei öffentlichen Stellen zum Zug - "und bei Freaks, die es sich leisten können", sagt Gratzer vom VCÖ. Mit der voranschreitenden Entwicklung werden vor allem die öffentlichen Fuhrparks zunehmend auf E-Mobilität umsteigen. "Sobald die ersten leistungsfähigen Flotten einsatzbereit sind - ich kann ja nicht irgendwelche Spielzeugfahrzeuge kaufen -, wird das Land Kärnten in all seinen Bereichen umsteigen. Dann werden wir Sonne und Wasser tanken", sagt Kärntens Landeshauptmann Dörfler.

Letzteres - "Sonne und Wasser tanken", sprich: den Energiebedarf der Elektroautos durch alternative Energien decken - ist auch für Christian Gratzer unabdingbar. Nur wenn der Strom aus erneuerbarer Energie stamme, ziehe auch der Klimaschutz als Argument.

Ist der Umstieg auf E-Autos von der Stromversorgung her überhaupt möglich? Gratzer glaubt ja. Nach einer Studie des Umweltbundesamtes könnten 2050 rund fünf Millionen E-Fahrzeuge unterwegs sein. Dies würde den derzeitigen Strombedarf Österreichs von 67 Terrawattstunden pro Jahr lediglich um 15 Prozent erhöhen. Aber Gratzer glaubt, dass es mit dem Systemwechsel von Verbrennungs- zu Elektromotor auch zu einer Änderung im Mobilitätsverhalten kommen wird. "Die Elektroautos werden dann vermehrt die Zubringer zu öffentlichen Verkehrsmitteln sein", glaubt er.

www.elektrotankstellen.net

www.e-tankstellen-finder.at