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Probelauf fürs Weiße Haus

Von Nada Weigelt

Politik

Hillary Clinton vor der Wiederwahl in den Senat. | NewYork. (dpa) Eigentlich könnte Hillary Clinton die Kongresswahlen wie einen Sonntagsspaziergang angehen. Denn laut Umfragen steht längst fest: Die einstige First Lady wird ihren Sitz im Senat nach sechs Amtsjahren mit Bravour verteidigen und ihren republikanischen Herausforderer John Spencer haushoch schlagen.


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Einen Vorsprung von 65 zu 30 Prozent der Stimmen sagen die Meinungsforscher der 59-jährigen Demokratin voraus. Dennoch kämpft die Powerfrau in ihrem Wahlkreis New York wie um ihr Leben. Denn die Entscheidung am kommenden Dienstag ist das Sprungbrett für ihre mögliche Präsidentschaftskandidatur 2008 .

Fast 30 Millionen Dollar (23,6 Mio. Euro) hat Hillary Rodham Clinton während der laufenden Parlamentsperiode in diesen Wahlkampf gesteckt; ihr wenig bekannter Herausforderer konnte gerade einmal 4,2 Millionen Dollar ausgeben. Und zu ihrem 59. Geburtstag am 26. Oktober wünschte sie sich von ihrem Mann Bill Clinton, dem immer noch populärsten Politiker der USA, nur eins: "Unterstütze uns im Wahlkampf."

Je besser die Senatorin bei der Kongresswahl abschneidet, umso größer sind ihre Chancen im Kampf um das Weiße Haus. Mit einem Rekordergebnis am 7. November könnte sie manchen Zweifler in den eigenen Reihen überzeugen, dass sie trotz ihres Rufs als linke Frauenrechtlerin auch die bodenständige Klientel in den ländlichen Gebieten des Bundesstaats New York an sich binden kann - ein wichtiges Signal, um als Präsidentschaftskandidatin auch landesweit ein ausreichend breites Wählerspektrum anzusprechen.

Politische Beobachter fühlen sich bei Clintons umtriebigem Wahlkampf an die Zeit erinnert, als der heutige US-Präsident George W. Bush mit einem Erdrutschsieg bei der Gouverneurswahl in Texas 1998 den Boden für seine Kür zum Präsidentschaftskandidaten bereitete.

Harte Angriffe vom Herausforderer

Ihr Herausforderer Spencer, ein Vietnam-Veteran und früherer Bürgermeister, wirft ihr dagegen vor, sie wolle aus persönlichem Ehrgeiz schon nach zwei von sechs Senatsjahren fahnenflüchtig werden. Auch vor schwererem Geschütz schreckte Spencer nicht zurück: Ein Reporter der "New York Daily News" zitierte ihn mit der Behauptung, Hillary Clinton habe Millionen von Dollar für Schönheitsoperationen gebraucht. "Haben Sie mal ein Bild von ihr früher gesehen? ... Ich weiß nicht, warum Bill sie geheiratet hat."

Mehr Sorge als ihr Äußeres dürfte der gepflegten Juristin aber die jüngste Ankündigung ihres Parteifreundes Barack Obama (45) machen, er denke über eine Präsidentschaftskandidatur nach. Für Clinton, die bisher unangefochtene Nummer eins unter den demokratischen Favoriten, wäre das eine ernsthafte Gefahr: Der charmante Afroamerikaner könnte mit seinem klaren Nein zum Irak-Krieg eine echte Alternative zu ihr werden, nachdem sie die Parteilinken mit ihrer Unterstützung für den Krieg vor den Kopf gestoßen hatte.

Vielleicht trägt der Rückhalt aus New York wirklich so weit, dass die Familie Clinton den Weg an die Macht nochmals mit vertauschten Rollen aufnehmen kann - sie als womöglich erste Frau an der Spitze der Vereinigten Staaten und er als erster "First Gentleman" der US-Geschichte.