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Probleme derzeit nur in Psychologie

Von Heiner Boberski und Matthias Nagl

Wissen

"Finanzielle Ausstattung sollte mehr in Diskussion sein." | "Gute Betreuung in Naturwissenschaften." | "Wiener Zeitung": Sind an der Uni Wien Zugangsbeschränkungen derzeit üblich oder in Planung?


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Georg Winckler: Wir haben, nach dem EuGH-Urteil und dem darauf folgenden Gesetzesbeschluss des Parlaments im Juli des Vorjahres, beschlossen, nach der Zulassung ein Auswahlverfahren in den Fächern Molekularbiologie, Biologie, Psychologie, Pharmazie vorzunehmen. Tatsächlich hat es von den Zahlenverhältnissen nur in der Psychologie Relevanz bekommen.

Gibt es weitere Fächer, die so stark nachgefragt werden, dass in Zukunft Auswahlverfahren nötig sein könnten?

In der Pharmazie und der Molekularbiologie gab es letztes Jahr auch erhöhtes Interesse. Wir sind allerdings davon ausgegangen, das größere Interesse sei dadurch zustande gekommen, dass Studierende, die in der Medizin nicht zum Zuge kommen, in Fächer wie Pharmazie oder Molekularbiologie ausweichen. Wenn jetzt durch die Quotenregelung mehr Österreicher in der Medizin zum Zug kommen, wird der Andrang in diesen Fächern wieder zurückgehen.

Was raten Sie Studierenden grundsätzlich für ihr Studium?

Ich kann allen Studierenden nur raten, dass sie zunächst ihren Interessen folgen sollen, sich aber auch sehr genau erkundigen sollen, welche Studieninhalte sie in den konkreten Studien erwarten. In dritter Hinsicht würde ich sagen, Studierende sollen sich auch Gedanken über die Frage machen, welche Berufsfelder nach dem Studium in Frage kommen und sich fragen, ob diese Berufsfelder ihr Interesse finden.

Wie sind Sie mit den finanziellen Mitteln für ihre Universität zufrieden? Brauchen Sie dringend mehr?

Die finanzielle Ausstattung der Universitäten liegt im EU-Durchschnitt. Sie ist aber wesentlich schlechter ist als in der Schweiz. Die Frage der finanziellen Ausstattung der Universitäten sollte mehr im Zentrum politischer Diskussionen sein. Da setzen wir auf die nächste Regierung. Denn Universitäten sind sehr wichtig, Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken.

Statistiken zeigen, dass die Budgetausstattung der Universität Wien, neben der Wirtschaftsuniversität, im Verhältnis zu den Studierendenzahlen nicht gut ist. Wie wir die Betreuungsrelationen in so genannten Massenfächern verbessern, ist ein Thema, das wir ständig zur Sprache bringen. Wir haben aber auch Fächer, ich denke an die Naturwissenschaften, wo wir sehr gute Betreuungsverhältnisse haben. Es macht allerdings keinen Sinn, etwa die Physik herunterzufahren, damit wir in den Massenfächern andere Betreuungsverhältnisse bekommen. Wir hoffen natürlich immer, dass sich die Studierenden mehr für die Physik oder andere naturwissenschaftliche Fächer entscheiden.

Wie schaut die räumliche Situation aus?

Ein großes Problem der Universität Wien ist, dass sie räumlich sehr zersplittert ist. Am Anfang meines Rektorats war sie auf über 100 Standorte verteilt. Es ist in den letzten Jahren gelungen, Standorte zusammenzuführen. Dringend sind drei Standortfragen. Das sind die der Informatik, die in sehr vielen Räumlichkeiten untergebracht ist, die der Publizistik sowie auch der Wirtschaftswissenschaften. Der Standort Brünner Straße hat sich als ungünstig erwiesen. Die Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von dort zu den Hauptstandorten der Universität ist viel zu lang.

Gibt es beispielsweise Pläne, Objekte von der BIG als Eigentum zu erwerben?

Wir können uns sehr gut vorstellen, dass wir da oder dort Eigentum von der BIG erwerben. Die Räumlichkeiten der BIG werden nicht immer kostengünstig angeboten. Das hängt damit zusammen, wie die BIG Abschreibungszeiten ansetzt, welche internen Zinssätze und welche Verwaltungspauschalen die BIG in die Mieten hineinrechnet.

Was sind für Sie aussagekräftige Gradmesser für Leistungen einer Universität?

Hier gibt es eine interessante, internationale Entwicklung. Die Leistungen einer Universität werden zunehmend bewertet, auch in den geisteswissenschaftlichen Fächern. Die Bewertung der Leistung einer Universität wird einer Diskussion und Objektivierung zugeführt, allerdings wird immer eine erhebliche Anzahl subjektiver Faktoren in der Bewertung verbleiben.

Was sagen sie zum so genannten Absturz der Uni Wien in dem Ranking der Hochschulen?

Absturz ist ein irreführender Begriff. Denn man hat die Leistungen der Universität auf die Medizin und auf uns aufgeteilt. Deshalb ist es nicht überraschend, dass wir eine Positionsverschlechterung im Ranking vorfinden. Das ist eine Aufteilung einer Leistung und kein Absturz. Ich habe immer wieder bezweifelt, dass die Aufteilung der Universität Wien in zwei Universitäten sinnvoll ist. In vielen Ländern Europas findet genau der umgekehrte Vorgang, die Zusammenlegung von Universitäten, statt.