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Beschäftigung, weltweite Arbeitsnormen und Gleichbehandlung sind die Schwerpunktthemen des gestern in Durban, Südafrika, eröffneten 17. Kongresses des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften | (IBFG).
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Bei der bis 7.April dauernden Tagung werden rund 1.200 Delegierte, darunter ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch, vor allem die Folgen des gegenwärtigen Modells der Handelsliberalisierung diskutieren:
Diskriminierung und massive Ausbeutung am Arbeitsplatz durch die Verletzung grundlegender Arbeitnehmerrechte sowie eine Verschlimmerung der Entwicklungsunterschiede und der ungleichen Behandlung von
Frau und Mann.
Die Hälfte der Weltbevölkerung, das sind fast drei Milliarden Menschen, lebe von weniger als zwei Dollar am Tag, die Gesamtheit des jährlichen Einkommens dieser Menschen entspreche dem Vermögen der
225 reichsten Menschen der Welt. Dieser Kontrast zwischen Überfluss und Armut verstärke sich.
"Der ÖGB will weltweit verbindliche Arbeitsnormen in den WTO-Verträgen verankert haben", erläutert Karl-Heinz Nachtnebel, Internationaler Sekrektär des ÖGB. Die erdrückende Armut zwingt Frauen,
Männer und weltweit 350 Millionen Kinder unter unwürdigen Bedingungen und für geringste Entlohnung zu arbeiten. Besonders schlimme Formen der Ausbeutung wurden in den "Freien Produktionszonen" Asiens
bekannt. Hier gelten nicht einmal die unzureichenden rechtlichen Bestimmungen jener Staaten, in denen diese Zonen angesiedelt sind. "Alleine auf den Philippinen gibt es 35 Freihandelszonen, in denen
die Menschen völlig rechtlos wie Vieh gehalten werden. Die Fabriksbesitzer wählen besonders gerne junge Frauen," weiß die ÖGB·Frauenvorsitzende Renate Csörgits zu berichten, "die Frauen, die in den
riesigen Fabrikshallen arbeiten, müssen sich täglich vor Arbeitsbeginn einem Demütigungsritual unterziehen und nackt ausziehen." In Zeitungen findet man Inserate für "freie Zonen" mit dem
Wortlaut: Wollen Sie um $1 pro Stunde produzieren lassen?
Das stärkste Druckmittel gegen internationale Konzerne ist ein schlechtes Produktimage. Eine alternative Strategie sieht die ÖGB·Jugend in einer Positiv-Kennzeichnung von Produkten, die unter fairen
Bedingungen erzeugt wurden. "Wir müssen den Konsumenten erklären, dass gute Arbeitsbedingungen etwas kosten". Außerdem brauchen Entwicklungsländer auch finanzielle Unterstützung von Weltbank und IWF
für gezielte Sozial- und Infrastrukturprogramme zur Armutsbekämpfung. "Nur wenn sich die soziale Situation der Menschen verbessert, sind sie nicht gezwungen um jeden Preis zu arbeiten," so Stefan
Maderner, ÖGB-Jugendchef gegenüber der "Wiener Zeitung."