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Die Entstehung der Reportage "Polen - 20 Jahre danach" (Montag in arte) stelle ich mir so vor: Ein Reporter sagt zum andern: "Du, in Polen feiern sie jetzt 20 Jahre Solidarnosc, darüber müssen wir was machen." Also fahren sie schnell nach Danzig, fangen mit der Kamera ein paar schöne Bilder von der Lenin-Werft ein, wo 1980 die großen Streiks stattfanden.
Dazu werden ein paar Statements eingesammelt - von Prominenten wie Lech Walesa oder Kardinal Glemp, aber auch von namenlosen, einfachen Gewerkschaftsmitgliedern, die vor allem sagen, dass sie heute fast noch unzufriedener sind als vor den Unruhen. Die Freiheit ist etwas Schönes, sagen sie, aber dass wir heute weniger Geld und weniger Berufsperspektiven haben als im Sozialismus, das ist nicht in Ordnung . . .
Damit sind die Originalschauplätze abgelichtet und die O-Ton-Statements hat man auch im Kasten. Schnell suchen die Reporter noch ein paar Archivaufnahmen aus, auf denen streikende Arbeiter von damals zu sehen sind. Aus all diesen Zutaten machen sie einen Film, der Altes und Neues einigermaßen wahllos und in äußerst schnellen Schnitten aneinander reiht. "Fertig", sagt der eine Reporter, und der andere erwidert: "Gott sei Dank." Dann wenden sie sich dem nächsten Thema zu, das sie mit derselben hoch professionellen Flüchtigkeit abhandeln wie das vorhergehende.
Ja. So ungefähr muss es gewesen sein - dem Produkt nach zu urteilen.