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Profit oder Natur?

Von WZ-Korrespondent Thomas Berg

Europaarchiv

Die Ölreserven in der Nordsee gehen langsam zur Neige. | Regierung über Erschließung neuer Quellen gespalten. | Oslo. Die Barentsee soll das Rückgrat der norwegischen Ölwirtschaft werden. Während die Vorräte in der Nordsee langsam zur Neige gehen, vermuten die Ölfirmen hier im hohen Norden noch riesige Vorkommen. Norwegens Ölministerium schätzt das Öl- und Gasvorkommen der Barentsee auf eine Milliarde Kubikmeter.


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"Die Barentsee ist riesig und wir haben erst einen kleinen Bruchteil abgesucht", glaubt Kjell Öygard vom unabhängigen Forschungsinstitut Sintef in Stavanger. Seit 1980 wird hier nach Öl gesucht, doch bis jetzt sind nur zwei Gebiete entdeckt worden, wo sich der Abbau lohnt. Das meiste Öl liegt in den östlichen Teilen des Meeres, die zu Russland gehören.

Deshalb könnte der Abbau in der Barentsee auch zu Streitigkeiten mit dem Nachbarn führen. Wahrscheinlich gibt es aber auch noch etliche Vorkommen im norwegischen Hoheitsgebiet. Das Umweltministerium, obwohl von einer grünen Politikerin geführt, hat in einem vertraulichen Bericht empfohlen, den ganzen norwegischen Teil der Barentssee für die Förderung freizugeben. Besondere Schutzgebiete brauche es nicht, strenge Auflagen für die Förderung reichten aus.

Öl bedroht Ökosystem

Doch der Ölabbau bedroht ein wichtiges und sehr empfindliches Ökosystem. "In diesem Meer lebt die weltgrößte Population an Dorsch und Tiefseekorallen", meint Heidi Sörensen von der Sozialistischen Partei: "Es ist auch ein wichtiger Lebensraum für Wale, Walrosse und Eisbären." Schätzungen gehen davon aus, dass bei den Förderaktivitäten in der Nordsee zwischen 1987 und 2004 rund 4700 Tonnen Öl ins Meer gelangt sind. Ein ähnliches Szenario droht in der Barentsee. Sörensen: "Wir wehren uns deshalb gegen Ölförderungen dort." Sie droht mit Neuwahlen, um die Ölfirmen fernzuhalten.

Bevölkerung für Abbau

Doch die Umweltschützer werden es schwer haben. Die Arbeiterpartei, führend in der Regierungskoalition, befürwortet die Erschließung der Ölquellen in der Barentsee. Laut einer Umfrage sind auch 60 Prozent der norwegischen Bevölkerung dafür. Viele sehen die Ölbohrungen als letzte Möglichkeit für einen wirtschaftlichen Aufschwung in Finnmark, der ärmsten Region Norwegens. Der Sozialist Charles Mortensen kommt aus der Finnmark. "Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Es gibt nur noch eine Option", sagt er. "Wir müssen hart dafür kämpfen, dass die Bohrungen nur unter den strengsten Auflagen durchgeführt werden."