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Anlegerschützer und Analysten sind mit dem Unicredit-Angebot für die HVB-Aktien nicht zufrieden. Denn für eine HVB-Aktie sollen die Anleger mit fünf UniCredit-Aktien abgefunden werden. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger befindet das Angebot für unattraktiv und rät, das Angebot der Italiener nicht anzunehmen. UniCredit-Chef Alessandro Profumo lässt jedoch wissen, dass es keine Nachbesserung geben wird. Er versucht, damit die Hoffnungen der Kleinanleger zu zerstreuen.
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Nach der freudig verkündeten Verlobung kommt für die Anleger der Katzenjammer. Hatten noch am Montag die Bosse der UniCredit und der HVB, Alessandro Profumo und Dieter Rampl, in Feierlaune die Übernahme der HVB durch die UniCredit verkündet, so wollen sich die Anleger mit dem Deal noch lange nicht anfreunden. Dieser ist auch erst endgültig besiegelt, sofern ihn die Hauptversammlung der UniCredit am 27.Juli in Mailand genehmigt.
Die deutsche Schutzgemeinschaft krtisiert, dass die Vorteile der Bankenehe noch nicht hinreichend erklärt wurden und für deutsche Aktionäre auch nicht einsichtig seien. Die Anlegervertreter weisen ferner darauf hin, dass ein solcher Tausch nicht zwingend sei. "Es kann niemand gegen seinen Willen aus der HVB ausgeschlossen werden." Damit steht die UniCredit unter Druck, denn das Angebot gilt nur, wenn zumindestens 65 % der HVB-Aktien eingetauscht werden und die Kartellbehörden ihren Sanktus geben.
Doch Profumo legt derzeit noch eine harte Gangart ein. Er läßt den Anlegern ausrichten, dass er nicht daran denke das Angebot nachzubessern. Der Kurs der HVB-Aktie lag am Dienstag bei 20,6 Euro, jener eines UniCredit-Anteils etwa bei 4,22 Euro. Für HVB-Aktien gibt es lediglich das Tauschoffert, das deutsche Überahmerecht sieht in diesem Fall keine verpflichtende Barabfindung vor. Ein Aktientausch ist für die UniCredit jedenfalls die günstigere und einfachere Lösung.
Anders ist die Situation in Österreich und Polen. Die UniCredit will auch die beiden an der Wiener und Warschauer Börse gelisteten HVB-Töchter, die BA-CA und die BPH, übernehmen. Unklar ist noch, inwieweit sie auch die Übernahme des Streubesitzes aanstrebt. Denn mit der HVB bekommt die UniCredit bereits 78% der heimischen BA-CA und 71% der polnischen BPH.
Rat an Anleger: Abwarten
Robert Hinterberger, Vorstand der Raiffeisen Centropa Invest, geht davon aus, dass die UniCredit mit der HVB schon genügend Verfügungsgewalt über die beiden HVB-Töchter besitzt. Das Angebot für den Streubesitz sei somit nur noch eine Pflichtübung. Denn dieses ist für BA-CA-Aktien mit 19,92 UniCredit-Anteilen (etwa 84 Euro) oder einer Barabfindung von 70,04 Euro extrem unattraktiv. Der BA-CA-Kurs stieg am Dienstag um 0,85% auf 83,45 Euro. Auch die Prämien wurden viel zu niedrig angesetzt. "Der Cash-Deal wird anscheinend nur geboten, weil er im heimischen Übernahmerecht gefordert wird," so Hinterberger. Wollte die UniCredit die BA-CA zur Gänze übernehmen, müsse sie etwas dazulegen.
Anlegern rät Hinterberger, wie auch seine Kollegen von der Erste Bank, unter den derzeitigen Bedingungen sich keinesfalls von den BA-CA-Aktien zu trennen, sondern zu warten. "Die Bank von der Börse zu nehmen, kann für die UniCredit noch teuer werden." Doch noch sei die Strategie der Italiener nicht zu durchschauen. Denn in Polen hat sich die UniCredit mit einem 53%-Anteil an der Pekao-Bank zufrieden gegeben.
Wenig Freude mit dem Angebot dürften auch Besitzer von BPH-Aktien haben. Denn die Italiener bieten für das wachsende Unternehmen - es konnte seit Mitte Mai im Wert um 20% zulegen - lediglich 33,13 Unicredit-Aktien im Wert von 139 Euro und bar gar nur 123,58 Euro.
Am Dienstag erreichte die BPH-Aktie umgerechnet 141,54 Euro. Doch in Polen ist soeben ein neues Übernahmerecht in Arbeit. Dieses soll noch im August in Kraft treten und könnte damit die UniCredit zu einem verbesserten Übernahmeangebot zwingen.
Als giftige Pille im Übernahmepoker bezeichnen Analysten die 10.000 BA-CA-Aktien der AVZ-Stifung samt den 100 des Betriebsratsfonds.
Golden Shares der BA-CA
Diese in Fachkreisen als Golden Shares bezeichneten Anteile sind mit Sonderrechten ausgestattet und könnten sogar verhindern, dass die Bank von der Börse gezwungen wird, analysiert Morgan Stanley. Auch die Stimmrechte sind Gold wert, denn die AVZ soll weitreichende Mitspracherechte beim Osteuropageschäft eingeräumt bekommen haben und Änderungen verhindern können.