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Programmverfall

Von István Orbán

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Gleich drei neue Sendungen starteten am vergangenen Donnerstagabend in ORF 1. Na ja, zwei davon waren gar nicht so neu, eher umgeschminkt oder aufgepeppt oder redesigned oder so. Und belegten

leider nur, dass sie noch schwächer sind als ihre Vorläufer. 21.55 Uhr: "Die kranken Brüder & ihre Schwestern". Da war doch schon so irgendwas . . .? Ja, nur dort ist der Schmäh g'rennt, hier lahmt

er höchstens. Aufblasen allein reicht halt nicht. Am Anfang und am Schluss die originell gemeinte Sponsorwerbung. "Auch Ericsson wollte diese Sendung nicht verhindern." Sie hätten's ruhig tun können.

Ich sehne mich nach "Tohuwabohu". . .

22.20 Uhr der nächste Aufguss: "Absolut Life". Karin Resetarits in Teppichgemustertem präsentiert (laut Vorankündigung) "die aufregenden Seiten des Lebens". Wie z. B. die Erörterung der Frage, warum

Männer im Stehen pinkeln, oder was dran ist am Silikon-Busen. · In ähnlich aussichtslosen Fällen pflegte meine Großmutter ein altes ungarisches Sprichwort zu zitieren: Aus einem Hund wird kein

Speck . . .

23.05 Uhr, "Spotshots": Witzige Werbespots (von der Cannes-Rolle), präsentiert von Adriana Zartl. Als ORF-Sendung neu, als Idee nicht unbedingt. Aber nett, immerhin. Ab 23.30 Uhr "Kunststücke, darin

ein Gespräch zwischen dem neuen Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder und dem Kunstkritiker Christian Kravagna über die Situation und die Zukunft von Museen; interessant, tiefgreifend,

grundsätzlich, kontrovers einfach gut: Beginn 23.40 Uhr. Fazit: Wer Anspruch auf Niveau erhebt, muss beim ORF ins Nacht-Exil.

Literaturtipp: Unser langjähriger Kolumnist István Orbán ist auch als geschätzter Übersetzer literarischer Texte tätig. Eben ist im Budapester Verlag Jelenkor-Lettre der Band "Europink" mit

Lyrik von Lajos Parti Nagy erschienen. Die ungarischen Gedichte sind darin auch in deutscher, englischer und französischer Übersetzung nachzulesen. Ein Teil der Übertragungen stammt von István Orbán.