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Projekt "Spielberg alt-neu" soll einer Krisenregion wieder Flügel verleihen

Von Herbert Hutar

Analysen

Der rote Bulle Dietrich Mateschitz gibt in Spielberg in der Obersteiermark jetzt doch noch Gas. Er will die Rennstrecke wieder instandsetzen, sie soll noch heuer wieder befahrbar sein und nächstes Jahr offiziell in Betrieb gehen.


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Noch vor zwei Monaten hatten KTM, Red Bull und Magna nach jahrelangem Tauziehen ihren Rückzug erklärt. Mit den Auflagen der Umweltverträglichkeitsprüfung sei kein wirtschaftlich sinnvolles Projekt zu realisieren, hat es geheißen. Jetzt sieht das Mateschitz offenbar - zur Erleichterung der Landespolitiker - anders. Ein regionalpolitisch unterfüttertes Prestigeobjekt wird mit Landeshilfe wieder belebt.

Die Formel 1 hat der strukturschwachen Obersteiermark durch Jahrzehnte hindurch Leben eingehaucht, der Grand Prix von Österreich galt als attraktiv, der Österreich-Ring wurde zur international bekannten Marke. 2003 hat sich der Formel-1-Zirkus in Richtung Budapest verabschiedet, seither herrscht Katerstimmung rund um den Österreich-Ring. Ein Ersatzprojekt ist 2005 gescheitert, neben dem Herberstein-Skandal und ÖVP-internen Kriegen damals einer der Gründe für die Wahlniederlage von Landeschefin Waltraut Klasnic.

Die Region rund um Knittelfeld kann den Neustart der Rennstrecke brauchen. Sie zählt zwar nicht zu den Armenhäusern der Steiermark, ist aber doch deutlich benachteiligt. Ihr industrielles Rückgrat hat sie durch die Krise der verstaatlichten Industrie in den späten Achtzigerjahren weitgehend eingebüßt. Die nach diversen Wiederbelebungsversuchen übrig gebliebenen größeren Industriebetriebe lassen sich an einer Hand abzählen.

Die Arbeitslosigkeit hat - wegen der guten Konjunktur - abgenommen, liegt aber immer noch über dem österreichischen Schnitt, die Einkommen um rund zehn Prozent darunter. Der Tourismus ist nach dem letzten Formel-1-Rennen um zwei Drittel geschrumpft.

Was Mateschitz in der Obersteiermark jetzt machen will, hat er noch nicht gesagt. Die limitierte Zuschauerzahl von 25.000 setzt Grenzen, einen Grand Prix wird es daher kaum mehr geben.

Spekulieren lässt sich trotzdem: Red Bull ist an zwei Formel-1-Rennställen beteiligt, ist im Auto-Rallyesport aktiv und sponsert den Motorradsport von KTM. Und Red Bull veranstaltet seine spektakuläre Air Race Flug Show. Aus diesen Bereichen ist sicher einiges zu erwarten. Es wäre nicht der kühl kalkulierende Geschäftsmann Mateschitz, hätte er nicht schon attraktive und damit rentable Events im Kopf, und es wäre nicht der Marketing-Profi Mateschitz, ließe er sich jetzt schon in die Karten blicken.