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Und dann das Neujahrskonzert. Goldener Saal, goldene Uhren, üppiger Blumenschmuck, ebensolche Garderobe. Nun gut, ein paar Polizisten waren schon auch da. Aber das sind sie immer, wenn so viel politische Prominenz anwesend ist. Die einzige Kontrolle im Wiener Musikverein: der Blick auf die Karten. Maximal noch der prüfende Blick mancher Dame in den Spiegel oder auf die Garderobe der Konkurrenz.
Sie seien der Anfang vom Ende, hatte Tenor Jonas Kaufmann nach den Anschlägen in Paris geurteilt. Bald werde es live keine Opern- und Konzertaufführungen mehr geben. Stundenlanges Anstellen wegen umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen werde die Menschen dazu bewegen, lieber gleich zuhause zu bleiben. Kulturleben, wie wir es kennen, werde es bald keines mehr geben. Die Saisoneröffnung an der Mailänder Scala Anfang Dezember ließ dann auch befürchten, in welche Richtung es gehen könnte. Von Straßensperren und Metalldetektoren war zu lesen, sogar von Heckenschützen.
Nur so mache Randbemerkung in der Pause des Neujahrskonzertes ließ erkennen, dass nicht alle ihre Angst zuhause gelassen hatten. Und zumindest auch mit einem mulmigen Gefühl ins Konzert gekommen sind. Er so: "Also ich als Terrorist hätte mir ja das Neujahrskonzert ausgesucht. Europäischer Pomp und Gloria, live im Fernsehen in aller Welt." Sie: "So viel Kultur wie du hat aber der Terrorist gottlob nicht."
Möge die Musikliebhaberin recht behalten. Vielleicht war ein Event wie dieses aber einfach auch zu vorhersehbar. Denn der wahre Schrecken des Terrorismus liegt eben genau darin, dass er sich nicht berechnen lässt.