US-Expertin plädiert für dereguliertes Arbeitsrecht. | Wien. Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit ist - wie nicht zuletzt der zurückliegende Nationalratswahlkampf gezeigt hat - wieder ganz oben auf der politischen Agenda angelangt. Über die Wege, die zu diesem Ziel führen, herrscht allerdings Uneinigkeit: Sollen Arbeitsmärkte streng reguliert und möglichst abgeschottet oder aber weitgehend liberalisiert werden?
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Für Pietra Rivoli, US-Finanzwissenschafterin an der Universität Washington, ist das Problem der hohen Arbeitslosigkeit in Europa Folge einer zweigeteilten Arbeitnehmerwelt: Diejenigen, die über einen fixen Ganztagsjob verfügen, seien durch das Arbeitsrecht privilegiert; Personen außerhalb dieses Systems falle es dagegen immer schwerer, in ein solches Arbeitsverhältnis hineinzukommen, erklärt sie gegenüber der "Wiener Zeitung". Hier sieht sie gefährdete Industrien und Gewerkschaften unter einer Decke beim Ruf nach Protektion.
Die Autorin des Weltbestsellers "Reisebericht eines T-Shirts" (Econ-Verlag 2006) sieht die Gefahr eines "Rennens nach unten" in Sachen Arbeitnehmerinteressen als unbegründet an. Für sie ist es nicht zuletzt eine moralische Frage, allen Arbeitsuchenden gleiche Chancen zu bieten. Dem Einzelnen ein Mindestmaß an Sicherheit zu bieten, sei Aufgabe des Sozialstaats, nicht des Arbeitsrechts.
Rivoli war am Donnerstag Impulsreferentin beim "1. Forum Zukunft der Arbeit" von Management Club und dem Callcenter CCC im Parlament.