Mehrere Verletzte bei Schlägereien mit der Polizei in Bari und Crotone.
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Rom. In den Flüchtlingslagern im Süden Italiens eskalieren die Proteste der Immigranten, die sich vor allem gegen ein neu verabschiedetes Gesetz richten, mit dem die Frist für den Verbleib in den Flüchtlingslagern zur Identifizierung von sechs auf 18 Monate verlängert wird.
Am Montagmorgen war es in der apulischen Hauptstadt Bari, wo sich in einem Flüchtlingslager 1114 Insassen aufhalten, zu den ersten Ausschreitungen gekommen. Etwa 800 Migranten versammelten sich und griffen das Magazin des Lagers an. Das große Zelt, in dem Decken und Kleidung für die Neuankömmlinge aufbewahrt werden, ging in Flammen auf. Die Proteste weiteten sich dann räumlich auf die naheliegenden Bahngleise aus. Etwa hundert Migranten stoppten einen Frachtenzug und zerstörten die Lokomotive. Der Bahn- und Straßenverkehr wurde lahmgelegt. Hundert weitere Flüchtlinge legten im Gestrüpp Feuer. Die anrückende Polizei wurde mit Steinwürfen empfangen. Ein städtischer Linienbus wurde ebenfalls mit Steinen angegriffen und zwei Frauen wurden eine halbe Stunde lang in dem Fahrzeug festgehalten. Erst am frühen Nachmittag gelang es der Polizei, einen Waffenstillstand zu erreichen. Die Bilanz der Auseinandersetzungen in Bari: 80 Verletzte und 29 Festnahmen.
Am Montagabend kam es dann im Flüchtlingslager Isola Capo Rizzuto in der kalabrischen Stadt Crotone zu Ausschreitungen. Etwa dreißig Personen besetzten eine wichtige staatliche Straßenverbindung. Innerhalb des Lagers wurde ein Polizeiauto in Brand gesteckt, während vor dem Lager ein Lastwagen der Flughafengesellschaft und weitere Fahrzeuge der Ordnungskräfte in Flammen aufgingen. Der Polizei gelang es anschließend, mit Schüssen die Protestierenden auseinanderzutreiben. Die Stimmung blieb aber weiterhin explosiv.
In Crotone gab es bei den Auseinandersetzungen 24 Verletzte, darunter einige Polizisten. Ein Polizist wurde mit leichteren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Vier Insassen des Flüchtlingslagers wurden festgenommen. Unter anderem werden ihnen Plünderungen und Verwüstungen vorgeworfen.