Die Belegschaftsvertreter der Postbediensteten machen ernst: Seit gestern, Dienstag, wird in 23 heimischen Zustellbasen Dienst nach Vorschrift verrichtet. Von den Protestmaßnahmen betroffen sind vorerst aber nur Werbesendungen.
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Ob in weiterer Folge auch der Briefverkehr in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, ließ der oberste Postgewerkschafter Gerhard Fritz in einer Pressekonferenz am Dienstag offen: "Denkbar ist alles". Sollte der Vorstand nicht einlenken, habe die Gerwekschaft einen Stufenplan für weitere Protestmaßnehmen erstellt.
Stein des Anstoßes sind wie berichtet die Pläne des Post-Vorstandes zum Personalabbau. Über die Absicht des Managements, 1.972 statt der bisher geplanten 1.455 Vollzeitarbeitskräfte abzubauen, habe man erst am Donnerstag im Aufsichtsrat erfahren, so Fritz. Insgesamt befürchten die Gewerkschafter aber einen Stellenabbau im Umfang von 4.000 Mitarbeitern. Die Pläne sehen außerdem unter anderem vor, Vorbereitungs-, Anfahrts- und Zustellzeiten der Briefträger zu kürzen und deren Arbeitspensum insgesamt zu erhöhen. Für die dadurch notwendigen Überstunden soll es laut Gewerkschaft lediglich eine zusätzliche Abgeltung von 2,5 Euro brutto geben.
Durch die Zusammenlegung der Zustellbasen von 1.800 auf derzeit 1.100 hätten sich etwa die Wegstrecken der Zusteller insgesamt um täglich rund 100.000 Kilometer erhöht, die Zahl der Abgabestellen pro Briefträger, also der belieferten Haushalte, sei von 586 auf 658 gestiegen. Unter diesen Bedingungen sei die vom Verkehrsministerium geforderte Zustellung von mindestens 95% aller Sendungen binnen einem Tag nach der Aufgabe "nicht realisierbar", betonte Fritz.
Der Post-Vorstand zeigte sich unterdessen hart. "Es bleibt dabei. Die Maßnahmen werden jetzt wie geplant umgesetzt", vermeldete Post-Sprecher Michael Homola via APA. "Arbeitsrechtliche Schritte" gegen die angelaufenen Proteste würden geprüft, so Homola. Dass laut Gewerkschaft insgesamt 4.000 Mitarbeiter gefährdet sind, sei für die Unternehmensleitung eine nicht nachvollziehbare Zahl. Dafür gebe es derzeit keinen Spielraum, das Einsparungspotenzial liege bei knapp 1.800 Mitarbeitern. Rückendeckung bekam der Post-Vorstand gestern vom Eigentümer ÖIAG. "Die ÖIAG steht voll hinter dem jetzigen Vorstand", sagte Sprecherin Viktoria Kickinger. In Österreich habe "die Unternehmenswerdung der Post zehn Jahre zu spät begonnen".