Perlen-Platz in Manama mit Gewalt geräumt. | Manama. Bei einem Polizeieinsatz gegen oppositionelle Demonstranten sind in dem arabischen Königreich Bahrain in der Nacht auf Donnerstag mindestens drei Menschen getötet worden. Wie Krankenhausärzte in der Hauptstadt Manama weiter mitteilten, wurden mehr als 20 Demonstranten durch Schüsse oder Tränengasgranaten verletzt, einige von ihnen schwer.
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Ein Sprecher der schiitischen Oppositionsbewegung Al-Wefaq, Matar Matar, sprach sogar von mehr als 50 Menschen, die verletzt worden seien, als die Polizei gegen die Demonstranten vorging, die auf dem zentralen Perlen-Platz kampierten.
Auch während der Nacht hatten sich nach Angaben von Augenzeugen noch mehrere tausend Menschen auf dem zentralen Lulu-Platz in Manama aufgehalten. Gegen 3 Uhr Ortszeit habe die Polizei den Platz dann umstellt und ohne Vorwarnung das Feuer auf die Demonstranten eröffnet. Die Menschen seien daraufhin von dem Platz geflohen, von den Sicherheitskräfte aber auch noch in die umliegenden Straßen verfolgt worden. Der Platz war später fast menschenleer und übersät mit verlassenen Zelten und Decken.
Ermutigt von den Machtwechseln in Tunesien und Ägypten hatten die Demonstranten in den vergangenen fünf Tagen den Rücktritt von Ministerpräsident Scheich Khalifa bin Salman al-Khalifa gefordert, der das Land seit seiner Unabhängigkeit im Jahre 1971 regiert und ein Onkel von König Hamad Isa al-Khalifa ist. Dabei wurden bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften bereits zwei Menschen getötet. Die Oppositionellen fordern Reformen im dem Königreich. Vereinzelt wurde aber auch offen zum Sturz des gesamten autoritären Regimes aufgerufen.
Die schiitische Bevölkerungsmehrheit beklagt, dass die regierende sunnitische Minderheit in dem Saudi-Arabien vorgelagerten Inselstaat sie vom Wohnungsmarkt, dem Gesundheitswesen und staatlichen Arbeitsplätzen ausschließt. Politische Beobachter befürchten ein Übergreifen der Proteste auf den weltgrößten Ölexporteur Saudi-Arabien, sollten sich die Demonstrationen in Bahrain ausweiten.
Noch am Mittwochabend war die Atmosphäre auf dem Perlen-Platz gelöst. Das Innenministerium versprach, nicht gegen die Demonstranten vorzugehen. Zuvor hatten rund 2.000 Menschen an der Beisetzung eines von Sicherheitskräften getöteten Demonstranten teilgenommen. Der Demonstrant war am Dienstag ums Leben gekommen, als Sicherheitskräfte gewaltsam gegen Teilnehmer einer Trauerfeier für einen bereits zuvor getöteten Protestteilnehmer vorgingen.
Innenminister Scheich Rached bin al-Khalifa äußerte sein "tiefes Bedauern" über diese beiden ersten Todesfälle. Er kündigte an, die verantwortlichen Sicherheitskräfte zur Verantwortung zu ziehen und eine Untersuchung zu den genauen Umständen der Vorfälle einzuleiten.
Nach Angaben ihrer Familien handelte es sich bei zwei der jüngsten Opfer bei der Auflösung des Oppositions-Camps auf dem Perlen-Platz um Männer im Alter von 22 sowie 52 Jahren. Augenzeugen zufolge kam der Angriff, bei dem die Polizei Tränengas und Schlagstöcke einsetzte, ohne Vorwarnung.