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Protokoll einer Demütigung

Von Walter Hämmerle

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Natürlich intervenierten SPÖ und ÖVP beim burgendländischen Gasversorger nicht für ihre Parteigänger. Es geht ja auch so.


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Das "8 zu 1" für die SPÖ bei der Vergabe von Spitzenjobs beim burgenländischen Gasversorger Begas anno 2005 sorgt dieser Tage für hochgezogene mediale Augenbrauen. Für Österreich-Kenner unverständlich, ist die Überraschung dennoch nicht zur Gänze vorgetäuscht. Die Information stammt immerhin aus einem Schreiben des damaligen Begas-Direktors Simandl, das nun via "Kurier" den Weg an die Öffentlichkeit fand; darin berichtet der mittlerweile entlassene Simandl, gegen den auch die Staatsanwaltschaft ermittelt, "seinem" Landeshauptmann voller Stolz von seinem "Erfolg".

Völlig zu Recht. ÖVP-Landesparteichef Franz Steindl steht plötzlich als Amateur reinsten Wassers dar, postenbesetzungstechnisch jedenfalls. Immerhin: Wenigstens im Nachhinein dürfte seinem SPÖ-Pendant, Landeshauptmann Hans Niessl, dieser durchschlagende personalpolitische Erfolg etwas peinlich sein. 8 zu 1 kommt ja tatsächlich einer Demütigung der politischen Gegner gleich; und für Sportsmänner, wie sich ja Niessl einen nennt, schickt es sich nicht, ohnehin am Boden liegende Mitbewerber auch noch öffentlich lächerlich zu machen.

Bei einem 6 zu 3 hätte man Niessl wahrscheinlich als großen Staatsmann und Versöhner ausgelobt, der mehr zur Überwindung der traumatischen Zwischenkriegszeit, die SPÖ und ÖVP bis heute trennt, beigetragen habe als noch so viele gemeinsame Kranzniederlegungen. Aber das hätte dem burgenländischen Landeshauptmann wohl in den eigenen Reihen Probleme bereitet. "Unterm Häupl oder Pröll hätt’s des ned gebn", wäre dann womöglich hinter vorgehaltener Hand geraunt worden.

Ein 7 zu 2 erschiene im Rückblick deshalb als geradezu salomonisches Verhältnis, welches zwar keinen Zweifel an der im Land herrschenden Rangordnung zulässt, aber dem unterlegenen Politgegner zugleich signalisiert, dass man weiter miteinander im Geschäft bleiben wolle. Aber hinterher sind bekanntlich alle klüger. Und, wer weiß, vielleicht hätte ein solch mediokres Ergebnis nie dazu geführt, dass Simandl mit voll Stolz geschwellter Brust in die Tastatur gehämmert hätte . . .

Der guten Ordnung halber sei noch angemerkt, dass selbstredend sowohl SPÖ wie auch ÖVP jeglichen Verdacht entrüstet von sich weisen, in dieser Sache bei Simandl interveniert zu haben. Wieso sollten die beiden auch? Ein Landeshauptmann, der auf sich hält und sein Reich gut bestellt, muss sich nicht auf die Ebene des bloßen Bittstellers herabbegeben. Er ist ja nicht irgendwer! Männern von diesem Schlag werden die Wünsche bekanntlich schon von den Augen abgelesen. Die burgenländische ÖVP ist zwar tatsächlich machtpolitisch in der Rolle des Bittstellers, aber bei einem Ergebnis von 8 zu 1 kann die ÖVP nur hoffen, dass ihr Obmann tatsächlich nicht die Finger im Spiel gehabt hat.

Jetzt müssen die beiden nur noch ihren Direktoren, Vorständen, Geschäftsführern und allen, die sonst noch irgendwie in leitenden Positionen in politiknahen burgendländischen Unternehmen werken, beibringen, dass "jedes Schriftl ein Giftl" ist. So schwer kann das allerdings nicht wirklich sein, in den anderen Bundesländern funktioniert das ja schließlich längst anstandslos. In diesem Punkt ist das Burgenland tatsächlich noch hinten nach.