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Prozess gegen Ex-Amis-Manager

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Die Zeit beim Entschädigungsdeal mit der Republik drängt massiv. | Schadenersatz für die Amis-Anleger dürfte insgesamt bei 90 Prozent liegen. | Wien. Knapp ein Jahr nachdem Dietmar B. und Harald L., die Masterminds des bankrotten Finanzfirma Amis, aus der Haft entlassen wurden, steht der letzte mutmaßliche Amis-Macher vor dem Staatsanwalt. Wolfgang G., Ex-Fondsmanager von Amis, war beim Prozess im Oktober 2007 erkrankt, die Anklage gegen ihn wird ab nächsten Montag am Landesgericht Wien abgehandelt. Zwei Prozesstage fanden bereits im Herbst des Vorjahres statt, in der Zwischenzeit gab es aber einen Richterwechsel. Wolfgang G. wird vorgeworfen, vom Betrugssystem Amis gewusst und mitgemacht zu haben. Er weist die Vorwürfe zurück.


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"Ich habe von Betrug nichts gewusst, zur Steuerhinterziehung bekenne ich mich schuldig", gab G. zu Protokoll. G. hatte über Liechtenstein Provisionen eingestrichen. Dass Amis ein Schneeballsystem war, dessen Lücken mit Geld neuer Anleger gestopft wurde, sei ihm nicht bekannt gewesen. Dabei soll G. selbst 40 pflichtwidrige Redemptions - Auflösungen von Fonds-Anteilen - angewiesen haben.

"Ich bin davon ausgegangen, dass das alles in Ordnung war", sagte G. aus. "Ich habe mir nicht überlegt, wofür diese Auflösungen benötigt werden." Indes wird G. von Ex-Amis-Vorstand Harald L. belastet. G. sei "in alles eingeweiht" gewesen. "Er war immer in den Besprechungen dabei und sah als Fondsmanager auch, ob Geld fehlte oder nicht", erinnerte sich L. Demnach hatte G. mit einem weiteren Amis-Vorstand "die Aufgabe, die Lücke (50 Millionen Euro) zu schließen".

Bund bietet 27 Prozent Schadenersatz

Indes wird vielen der 12.500 Amis-Anlegern (140 Millionen Euro Schaden) in Kürze Post ins Haus flattern. Denn die Anlegeranwälte Andreas Köb, Benedikt Wallner, Wolfgang Haslinger, Harald Christandl, die Kanzlei Kraft & Winternitz und der deutsche Anwalt Andreas Tilp werden Ihnen empfehlen, einen Vergleich mit der Republik Österreich einzugehen. Deadline ist der 30. Juni. Das Vergleichsangebot basiert auf mehreren Gerichtsurteilen, die im Fall Amis ein Versagen der damaligen Bundeswertpapieraufsicht belegen.

Der Bund bietet den Amis-Opfern 27 Prozent Schadenersatz, weitere 62,77 Prozent sollen aus dem Fonds-Liquidationstopf in Luxemburg kommen. Vom ersten Topf (65 Millionen Euro) wurden bereits 8,5 Millionen Euro ausgezahlt. Die Ausschüttung aus Topf II (26,5 Millionen Euro) dürfte im Juni beginnen. Und Topf III beinhaltet Rückstellungen, die wegen doppelter Forderungsanmeldungen und einer Forderung der Anlegerentschädigung (109 Millionen Euro) gebildet werden mussten. Werden diese umstrittenen Forderungen zurückgezogen, ist auch Topf III für die Anleger frei, weiß Anlegeranwalt Andreas Köb.

"Ein Quote von fast 90 Prozent ist eine Sensation", sagt Anwalt Harald Christandl, der knapp 3000 Geschädigte vertritt. "Der Großteil meiner Mandanten ist für die Vergleichslösung." Auch Anwalt Köb, der 700 Amis-Anleger betreut, sieht Vorteile darin. "Die Anleger bekommen schnell und gesichert Geld", sagt Köb. "Es gibt viele Häuslbauer, die die Amis-Fonds als Tilgungsträger hatten." Die Alternative, weiter gerichtlich gegen die Republik bzw. die konkursreife Anlegerentschädigung (AeW) vorzugehen, würde zu jahrelangen Prozessen führen, deren finanzieller Ausgang ungewiss ist. Zwar haben die Anwälte sogenannte Feststellungsklagen in Sachen Amtshaftung bereits gewonnen, doch müsste die Höhe der Entschädigung noch extra eingeklagt werden.

Auch Anwalt Wolfgang Haslinger, der rund tausend Anleger vertritt, kann dem Vergleich etwas abgewinnen. Er wartet aber noch auf das entsprechende Schreiben der Finanzprokuratur. Haslinger: "Sollte der Zeitplan 30. Juni nicht eingehalten werden, könnten es sich die Anleger wieder anders überlegen." Damit der Generalvergleich zustande kommt, müssen 83 Prozent aller Amis-Anleger zustimmen.