Rom. (afp) Massenarmut, Hungersnöte, Unruhen - mit der akut verschärften Lebensmittelkrise steht Jacques Diouf einer der größten Herausforderungen des Globus gegenüber. Der Senegalese muss als Chef der Welternährungsorganisation (FAO) wirkungsvolle Konzepte entwickeln, um die Folgen der drastisch gestiegenen Lebensmittelpreise einzudämmen.Im Bemühen, den Ärmsten der Armen zu helfen, spart Diouf nicht mit Kritik.
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So sagte er gleich in seiner Rede zur Eröffnung der Konferenz, die Nahrungsmittelkrise habe "politische Ursachen". Es müssten "schnell mutige Entscheidungen" getroffen werden, um die Welt vor einer "gefährlichen Situation" zu bewahren.
Tatsächlich haben die Probleme in den vergangenen Monaten dramatische Ausmaße angenommen, unter anderem in Dioufs westafrikanischem Heimatland. Weltweit drohen immer mehr Menschen in Hunger und Unterernährung abzugleiten, weil Lebensmittel und Energie stetig teurer werden.
Für die derzeitige Lebensmittelkrise machte Diouf "die verfehlte Landwirtschaftspolitik der vergangenen 20 Jahre" mitverantwortlich. Neben der Europäischen Union und anderen westlichen Staaten wies er auch der Weltbank eine Mitschuld zu.
Diouf steht der FAO bereits seit 1994 vor. Geboren im senegalesischen Saint-Louis, ließ sich Diouf in Frankreich zum Agraringenieur und Diplom-Landwirt ausbilden und promovierte zudem in Sozialwissenschaften. In New York schloss er ein Studium der Betriebswirtschaft an. 1978 ernannte ihn Senegals damaliger Staatschef Léopold Sédar Senghor zum Wissenschaftsstaatssekretär. Ab 1991 vertrat Diouf sein Land als Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York und wechselte dann zur FAO in Rom.
Die Wahl für seine erste Amtszeit in der FAO ging ziemlich knapp aus. Der Vater von fünf Kindern bekam 90 Stimmen, sein australischer Konkurrent immerhin 72. Doch Diouf festigte seine Position in der UN-Organisation. Bei der Abstimmung zur zweiten Amtszeit lag sein Vorsprung bei mehr als 100 Stimmen, bei der dritten Wahl 2005 trat erst gar kein Gegenkandidat an.
Diouf und die FAO sehen sich allerdings zum Teil auch mit harscher Kritik konfrontiert. Senegals Staatschef Abdoulaye Wade gab der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation Anfang Mai sogar die Hauptschuld an der Lebensmittelkrise und forderte gar ihre Abschaffung. Die aktuelle Krise beruhe "weitgehend auf ihrem Versagen", ihre Aktivitäten seien "Geldverschwendung", sagte Dioufs Landsmann. Angesichts der aktuellen Verschärfung der Lebensmittelkrise steht Diouf also unter dauernder Beobachtung. Nicht nur er, sondern auch die FAO als Organisation müssen täglich ihren Nutzen beweisen.
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