)
Monarchien gibt es noch in vielen Ländern dieser Erde. 44 sind es genau (43 ohne den Vatikan) - sie reichen von Antigua und Barbuda bis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten. Über diesen allen aber thront, unübertroffen an Ansehen und Anziehungskraft, die britische Monarchie.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Gründe für die Faszination gibt es viele, die - bisweilen grenzgängige - Obsession des globalen Boulevards ist dabei nur logische Konsequenz aus der Sehnsucht nach Projektionsflächen. Die Royals unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht von den anderen Superstars der Postmoderne.
Es gibt allerdings auch handfestere Ursachen für die herausragende Stellung der britischen Monarchie. Mickrige elf Jahre - von 1649 bis 1660 - waren die Engländer in den letzten tausend Jahren bereit, auf einen König zu verzichten. Dann hatten sie genug vom Experiment einer Republik und setzten neuerlich einen König ein. Bis heute hat sich daran allenfalls geändert, dass seit fast 58 Jahren mit Elizabeth II. eine Königin amtiert.
Der Demokratie hat dies nicht geschadet. Eher im Gegenteil, England gilt als Mutterland des Parlamentarismus, in keinem anderen Land musste der König so früh, im Jahr 1215, Teile seiner Macht in Form der Magna Charta abtreten; 1689 - also hundert Jahre vor der französischen Revolution - folgte die Bill of Rights, mit der die Vorherrschaft des Parlaments festgeschrieben wurde.
Und trotzdem kniet jeder Wahlsieger vor der Königin nieder, um sich als künftiger Premierminister in ihren Dienst zu stellen. Die Queen steht bis heute im Zentrum des politischen Systems Großbritanniens. Voraussetzung ist, dass sie sich jeder politischen Meinungsäußerung enthält. "In mehr als 50 Jahren hat die Queen nichts gesagt, was im Gedächtnis blieb", schrieb nun das Boulevardblatt "Daily Mail" - und das ist als Lob gemeint. Disziplin der Selbstverleugnung: Das ist es, was die Britin von ihren Monarchen verlangen und - im Falle von Elizabeth II. - auch respektvoll bewundern. Und dazu gehört auch das Festhalten an vermeintlich überkommenen Ritualen und Traditionen.
Wenn die Nachfolger diesen Weg verlassen, wird die Stunde der Republikaner geschlagen haben. Dann wird es der Monarchie auch nichts mehr nützen, dass sie bis heute auf den besten Propagandisten ihrer Sache zählen kann: William Shakespeare. In zehn grandiosen Stücken hat er das zeitlose Streben nach Macht und das Scheitern am Ego zum universalmenschlichen Thema gemacht - und das am Beispiel der englischen Könige.