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Der Konkurrenzdruck unter den Frächtern im gemeinsamen Markt mag groß sein. Es ist wohl auch so, dass die kleinen Spediteure im Preiskampf gegen die großen auf kaum machbare Bedingungen eingehen.
Probleme, die man auf ähnliche Art in Zeiten von Konzentrationen und Fusionen für viele Branchen beschreiben kann. Trotzdem: Mir sind womöglich "schwarze" Trupps am Bau oder in der Gastronomie lieber
als überforderte Fernfahrer · die Gefahren, die von einer zerbrochenen Tasse ausgehen sind nicht zu vergleichen mit jenen, die die "Helden der Landstraße" verursachen, wenn sie dazu getrieben werden,
kilometerfressend noch schneller in noch längeren Arbeitstagen von da nach dort zu müssen.
Vor allem und egoistischerweise (ich hänge nun mal an meinem Leben), wenn sie meine Wege kreuzen · und das wie vorgestern Abend · mit einem Affenzahn-Tempo und frontal. Von Tulln aus bin ich über die
neue Donaubrücke Richtung Hollabrunn unterwegs gewesen, mit meinem vernünftigen Kleinwagen in glücklicherweise vernünftigem 70kmh-Tempo. Durch die Auwälder über eine zweispurige Straße ohne
Pannenstreifen oder Bankett. Vor einer unübersichtlichen Linkskurve sehe ich mich plötzlich Aug in Auge mit zwei nebeneinander auf mich zukommenden Doppelscheinwerfer-Riesen. Einer mit Anhänger
überholte einen ohne und war zu weit vorne und auch zu schnell, als dass er noch zurückbremsen hätte können. In ewigen Sekundenbruchteilen machte ich eine Vollbremsung, kam ins Schleudern, konnte
mein Auto abfangen und auf der Grasnarbe zwischen zwei "Katzenaugen"-Stehern gerade noch zum Stehen bringen, sodass der Anhänger des überholenden Lkw um Haaresbreite an mir vorbeizischte. Keiner der
beiden Lkw-Fahrer blieb etwa stehen, um nachzusehen, ob mir doch was passiert sei, lediglich der Überholte hat · Danke · wenigstens seinerseits abgebremst und den Überholenden mittels Lichthupe
zurechtgewiesen. Was aber auch nix genützt hätte.
Gestern, auf der Suche nach einem Parkplatz beim Büro war wieder einmal eine der Einbahn-Gassen blockiert durch einen der PS-Riesen, der rückwärts auf den stark befahrenen Rennweg ausfuhr. Blieb auch
nichts anderes zu tun als abzubremsen, stehen zu bleiben und zu hoffen, dass nicht einer aus dem Fliessverkehr hinter mir auffährt. Der Brummi vor mir zeigte mir sein dickes Heck mit Aufklebern wie
"Schiene = Defizitlawine" oder "Pkw, Bus und Lkw füttern das Budget" oder "Dein freundlicher Lkw". Dass ich nicht lache: Bei ähnlicher Gelegenheit mußte ich mir schon die tollsten Schimpfwörter samt
hochgerecktem Mittelfinger gefallen lassen, weil ich gewagt hatte zu hupen, um eine Kollision zu vermeiden.
"Der LKWahnsinn" und "Ungebremst ins Chaos" hatte der letzte "Spiegel" getitelt und geschrieben: "Eine wachsende Flotte von schweren Lastwagen aus ganz Europa verwandelt Deutschlands Straßen in
einen Alptraum mit Karambolagen, Staus, einer verpesteten Umwelt · geduldet von der Politik und mit Steuermilliarden subventioniert." Und auch wenn ich froh bin, dass ich überhaupt noch da sitze und
schreiben kann: Sorry, Frächter-Lobbies, wenn die Vernunft über den Markt nicht gewinnen kann, dann müssen eben noch mehr Einschränkungen per Gesetz samt striktem Vollzug her, und: Hoffentlich bleibt
uns auch in "Wende"-Zeiten ein Verkehrsminister wie Caspar Einem erhalten.