Depression und Angst haben seit Beginn der Pandemie um das Drei- bis Fünffache zugenommen.
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Depression, Ängste und Schlafstörungen - das hat die Corona-Pandemie vielen Menschen beschert. Diese Symptome psychischer Belastung sind seit April gar um das Drei- bis Fünffache angestiegen. Und der Druck ist weiterhin gleichbleibend hoch. Rund ein Fünftel der österreichischen Bevölkerung leidet an depressiven Verstimmungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Donau-Universität Krems. Die Forscher haben seit Beginn der Pandemie-Zeit die psychische Gesundheit in mehreren Befragungen wiederholt untersucht, skizzieren sie im "Journal of Psychosomatic Research".
"Nach einem raschen Anstieg psychischer Symptome im April gibt es nach neuerlichen Untersuchungen derselben Personen sowohl im Juni als auch im September bisher keine Entwarnung", betont Studienautor Christoph Pieh, Leiter des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit. Nach wie vor treten bei 20 Prozent der Bevölkerung Depressionen auf. Angstsymptome und Schlafstörungen liegen weiterhin bei 16 Prozent. Besonders deutlich sei der Vergleich bei schweren Fällen: Seit Beginn der Pandemie leiden rund acht Prozent unter einer schweren depressiven Symptomatik, im Jahr 2014 war es nur ein Prozent.
Finanzielle Sorgen vorrangig
Österreich sei dabei kein Einzelfall, denn dieser Trend zeichnet sich auch in einer Vielzahl internationaler Studien ab, betont Pieh. In Ländern, die schwerer als Österreich von der Pandemie betroffen sind, wie etwa Großbritannien, sei die Häufigkeit psychischer Probleme noch höher.
Die Kremser Studie ist die erste, die die Auswirkungen durch Covid-19 im Verlauf zu mehreren Messzeitpunkten untersucht hat. "Da zu den drei Untersuchungszeitpunkten unterschiedliche Infektionszahlen oder Ausgangsbeschränkungen galten, scheinen diese nicht vorrangig für den Anstieg psychischer Beschwerden verantwortlich zu sein", erklärt der Psychiater. Was sich zudem noch gezeigt hat, ist, dass Personen über 65 Jahren mit Abstand am besten durch die Krise gekommen sind. Auch Menschen mit einem guten sozialen Netzwerk oder einer positiven Lebenseinstellung, meistern diese leichter. Junge Erwachsene zeigen seit dem Beginn der Krise hingegen eine auffallend hohe Belastung.
Die Ursachen dafür seien vielfältig und individuell sehr unterschiedlich. Neben Sorgen um die eigene Gesundheit können Zukunftsängste, finanzielle Sorgen, Jobverlust oder Einsamkeit eine Rolle spielen, heißt es in der Studie. Möglicherweise spielen gerade die wirtschaftlichen Auswirkungen eine zentrale Rolle, so der Experte.
Ähnliche Assoziationen
Psychischer Druck verursacht unter anderem ein schlechtes Schlafverhalten. Ein solches wiederum kann die psychische Schieflage noch verstärken. Erst jüngst hat einen finnische Studie gezeigt, wie sich unser Schlaf seit dem Ausbruch des Coronavirus verändert hat. Mehrere hundert Freiwillige hatten Forschern der Universität Helsinki den Inhalt ihrer Träume wiedergegeben. Verlorene Pässe kamen dabei ebenso vor wie geschlossene Grenzen, überfüllte Orte oder Umarmungen, die wegen der verordneten Abstandsregeln als Fehlverhalten empfunden wurden. "Träumen ist normalerweise eine sehr private Sache. Aber wenn sich die Umwelt so drastisch ändert, scheinen viele Menschen ähnliche Assoziationen damit in ihren Träumen zu haben", betonte die leitende Autorin und Psychologin Anu-Katriina Pesonen.
Verstärkt Albträume
Den Auswertungen zufolge erkannten die Wissenschafter in einem Drittel der Themengruppen Albträume mit direktem Bezug zur Pandemie, wie sie im Fachblatt "Frontiers in Psychology" berichteten. Mehr als 4000 Finnen beschrieben zudem, wie sich die Corona-Maßnahmen auf ihren Schlaf auswirkten. Demnach hatte mehr als ein Viertel häufiger Albträume als zuvor. Etwa ein Drittel wachte häufiger auf. Andererseits hat mehr als die Hälfte der Befragten länger geschlafen.