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Ein unappetitlicher Fall beschäftigt derzeit die Staatsanwaltschaft - und somit naturgemäß auch die Medien: Eine heute 25-Jährige behauptet, sie sei in ihrer Schulzeit, aber auch erst unlängst wieder von ihrem Ex-Deutschlehrer vergewaltigt und belästigt worden.
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Das Problem dabei: Von der Frau gibt es, da sie sich in psychiatrischer Behandlung befindet, noch keine gerichtlich verwertbare Aussage. Die Anzeige und deren Inhalt stammen vom als mediengewandt bekannten Kinderpsychiater Max Friedrich beziehungsweise dessen Mitarbeitern der "Ombudsstelle der Erzdiözese Wien".
Prompt fanden sich daraufhin die Vorwürfe in der "Kronen Zeitung". Diese berichtete "exklusiv" am 14. Mai an prominenter Stelle: "Schülerin von Lehrer vergewaltigt?" - immerhin mit Fragezeichen. Sogar von Unschuldsvermutung stand etwas in dem sonst eher reißerisch aufgemachten Bericht.
Daneben ein Bild der Privatschule, in der besagter Professor seit Jahren unterrichtet, sowie ein (schlecht) verfremdetes Foto des Lehrers. Was nicht verraten wird, ist, woher die "Krone" das Privatfoto sowie die Informationen hat. Vom Staatsanwalt wohl kaum, der ist nämlich ob der Affäre eher peinlich berührt und hält die Beweislage angesichts fehlender Opferaussagen für "schwierig", die Suppe für "dünn".
Nachdem auch der Professor oder dessen Familie der "Krone" keine Bilder zugespielt haben dürften, bleiben eigentlich nicht mehr viele Möglichkeiten. Stellt sich noch die Frage nach dem "Warum?". Der mittlerweile suspendierte Deutschlehrer gilt im Kollegium Kalksburg nach Aussage von Eltern seiner Schüler als "sehr streng". Da Kalksburg ohne Zweifel zu den anspruchsvollsten Privatschulen Europas zählt, ist das an sich aber noch nichts außergewöhnliches.
Das angebliche Vergewaltigungsopfer wiederum gilt als psychisch labil und ist derzeit in psychiatrischer Behandlung. Und offensichtlich so krank, dass es keine artikulierte Aussage vor der Staatsanwaltschaft treffen kann. Die Frage ist nun: Ist die junge Fau krank, weil sie als Jugendliche vergewaltigt wurde, oder macht sie solche Aussagen, weil sie so krank ist.
Max Friedrich respektive die "Ombudsstelle" sind (nach dem Dauerbrenner mit dem Fall Natascha Kampusch) derzeit gleich mit zwei umstrittenen "Sex-Fällen" in den Medien: Neben dem Fall des Professors wurde auch der Vorwurf einer sexuellen Belästigung unter Ordensleuten (mit Hilfe des "profil") aufgedeckt. Wobei der mutmaßliche Belästiger zumindest gefragt wurde und sagt: "Wir waren stockbesoffen, es könnte was passiert sein."
Und das ist der Unterschied. Vom Kalksburger Professor oder seiner Anwältin hat bisher keines der Boulevardmedien eine Stellungnahme abgedruckt. Egal, wie die Sache letztlich ausgeht: Der bezichtigte Lehrer kann damit rechnen, dass sein Ruf ruiniert ist.