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Pulverfass Hütteldorf

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Man hätte die Sache auch professionell lösen können. Wie Salzburg etwa. Wo man nach der (weitaus schlimmeren) Blamage gegen Düdelingen anno 2012 alles auf den Kopf gestellt hat, aber zusammengerückt ist, um so erst den größten Erfolgslauf in der heimischen Bundesliga-Historie zu starten. Der viel zitierte "Mitgliederverein" Rapid ist da leider ganz anders. Da wird nach dem Vaduz-Desaster sofort gestürmt (Platz und VIP-Klub), gedroht, beschimpft und zum Rücktritt genötigt. Das alles ist keine Überraschung, wenn man sich an die Vorfälle der Vergangenheit mit der im Misserfolgsfall stets außer Band und Rand befindlichen Fanszene erinnert: Wobei die dümmlich-sexistischen Banner da noch das Harmloseste waren - Ultras und Co. haben auch schon den Mannschaftsbus "von der Autobahn geholt", Ex-Kapitän Stefan Schwab unsanft die Kapitänsschleife abgenommen und einmal ihren Anspruch unverhohlen so formuliert: "Nur wir haben es verdient, das Rapid-Trikot zu tragen!" Die nun weinerlich abtretende Führungsriege um Präsident Martin Bruckner und Geschäftsführer Christoph Peschek ist kläglich darin gescheitert, den Einfluss dieser radikalen Fans zurückzudrängen, zumal man sie in der Corona-Zeit bitter brauchte. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis das Pulverfass Hütteldorf (wieder) hochgeht, obwohl man gerade ein attraktives, neues Team zusammengekauft hatte.

Der vermutliche neue Präsident Steffen Hofmann ist leider alles andere denn ein Signal, das Problem an der Wurzel anzupacken - vielmehr wird er bereits als "Marionette der Ultras" tituliert. Das Rapid-Chaos ist aber auch für alle (Wiener) Steuerzahler ein Ärgernis: Es wird den Bürgern immer weniger erklärbar sein, dass der selbst in einer Notlage befindliche Hauptsponsor Wien-Energie in Zeiten astronomischer Preiserhöhungen Millionenbeträge in einen solchen Klub buttert.