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Punktlandung für Wiener Städtische

Von Karl Leban

Wirtschaft

Für heuer wegen der Börsen keine Gewinn-Prognose. | Fahrt im Osten verliert an Schwung. | Wien. Für die Wiener Städtische hat das abgelaufene Jahr noch einmal fette Gewinne gebracht - und das trotz Finanzkrise. Ob Österreichs größte Versicherung ihre bisherige Rekordserie auch heuer fortsetzen kann, dürfte jedoch mehr als fraglich sein. Denn in Osteuropa, wo sie massiv engagiert ist, ziehen gerade konjunkturell heftige Unwetter auf. Dazu kommt, dass die Börsen nach wie vor unter keinem guten Stern stehen.


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Mit einer konkreten Ergebnis-Prognose für dieses Jahr hält sich Günter Geyer, der Chef der Vienna Insurance Group (VIG), wie sich der Konzern nun international nennt, denn auch vornehm zurück. Geyer sagte am Dienstag vor der Presse lediglich, dass das heurige Ergebnis im Wesentlichen von den Kapitalmärkten abhängen werde. Und darauf habe man keinen Einfluss.

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Schon 2008 hatte die VIG Abschreibungen von insgesamt 350 Mio. Euro zu verdauen - nach Kursverlusten bei den Beteiligungen (wie Voest, AT&S oder Wienerberger), nach der Pleite von Lehman Brothers und nach Ausfällen bei Engagements in Island und bei der Kommunalkredit. Dieser Summe standen allerdings - Glück im Unglück - Sondererträge von rund 400 Mio. Euro gegenüber. Neben Immobilien wurden zwei Konzern-Töchter verkauft, die BA-CA Versicherung (an die deutsche Ergo) und die rumänische Unita (an die Uniqa).

Ein Viertel mehr Gewinn

Ohne diese Verkäufe hätte die VIG ihr Gewinnziel für 2008 klar verfehlt. So aber gelang eine Punktlandung. Wie Konzernchef Geyer bei der Präsentation der vorläufigen Zahlen bekannt gab, stieg der Gewinn vor Steuern wie geplant um fast ein Viertel auf rund 540 Mio. Euro.

Auf die Auszahlung der Erfolgs-Boni, die im Schnitt 65 bis 70 Prozent des Fix-Gehalts betragen, werde der Vorstand dennoch verzichten, kündigte der VIG-Boss an. Grund: Man wolle inmitten nicht gerade rosiger Zeiten ein Signal setzen.

Im Gegensatz zu den Vorständen werden die VIG-Aktionäre für 2008 nicht leer ausgehen: Ihnen versprach Geyer gestern eine Dividende von zumindest 1,10 Euro je Anteil - insgesamt rund 141 Mio. Euro.

Katapultstart für VIG Re

Bei den Prämieneinnahmen konnte die VIG im Vorjahr um gut 16 Prozent auf 8,32 Mrd. Euro zulegen. Der Anteil der Versicherungstöchter im Osten überstieg dabei erstmals die 50-Prozent-Marke, wie Geyer nicht ohne Stolz verkündete.

Heuer wird sich das dortige Wachstum der VIG freilich stark einbremsen. Laut Geyer sollte es aber zumindest knapp zweistellig bleiben (2008 lag es bei fast 36 Prozent). Intensiviert werden soll vor allem die Vertriebspartnerschaft mit der Erste Bank. Indes sind weitere Akquisitionen - nach der Milliarden-Übernahme des Versicherungsgeschäfts der Ersten im Vorjahr - derzeit nicht geplant. Geyer: "Wir handeln heuer für die Zeit nach der Krise."

Übrigens: Mit ihrer neugegründeten Tochter VIG Re konnte die Vienna Insurance Group im Rückversicherungsgeschäft in Osteuropa einen "Blitzstart" hinlegen. Schon jetzt ist das für 2011 gesteckte Prämien-Ziel von 300 Mio. Euro fast erreicht - mit Verträgen von rund 280 Millionen. Nun soll das bisherige Ziel nach oben revidiert werden.

Ob die VIG ihren 1,4-Prozent-Anteil an der AUA an die Deutsche Lufthansa verkauft, macht Geyer mittlerweile auch davon abhängig, ob sein Konzern weiterhin Versicherer für die rot-weiß-rote Airline bleiben kann.