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"Push & Pull" löst alle Schulprobleme

Von Ernst Smole

Gastkommentare

Was die Praxis braucht: eine neue Pädagogikausbildung und eine "Entstörung" der Schulverwaltung.


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An manchen Schulen ist kein geregelter Unterricht mehr möglich. 2017 gab es eine Rekordzahl an nicht ausreichend lese-, schreib- und rechenfähigen Pflichtschulabgängern. Damit muss Schluss sein. Die Lösung ist denkbar einfach: Stärken hinein, Schwächen hinaus. Wie kann Schule gelingen? Zu 90 Prozent sind dafür die Lehrkräfte verantwortlich. Rund 15 Prozent erleben ihren Job auch unter schwierigsten Bedingungen als Traumberuf. Was sie eint, ist Stärke. Sie haben keine Probleme mit kulturbedingter Handschlagabstinenz, ihr Unterricht "auf Zug" verhindert Frust, Querschüsse von oben sind ihnen egal.

Eine solche Stärke kommt durch das "Hineinziehen" (Pull) von meist außerhalb der formalen Ausbildung stattfindendem, prägendem Erkennen und Erleben in Haltung und Unterricht. Was genau "ziehen" wir in die Pädagogikausbildung hinein, damit diese den künftigen Lehrern das geben kann, was sie brauchen, um den Schülern das geben zu können, was diese von der Schule brauchen? Es braucht klare Organisation, Zuständigkeit und Verantwortung im Schulverwaltungsföderalismus - und ein Minimum an Hierarchieebenen. Der Staat gibt klare Gesetze im Interesse der Vergleichbarkeit der Leistungen von Lehrenden und Schülern, stellt die praxisgerechte Pädagogikausbildung und die weisungsfreie Kontrolle, die Feedbacks gibt und der Schulentwicklung dient, er sichert die Finanzen.

Förderale Hierarchieebenen

Unterrichtsformen, Personal, Organisation, Boni für besonders engagierte Lehrpersonen - dies wird in den Schulen und in den schulerhaltenden Kommunen, also auf der bürgernächsten Ebene, auf der lebendige Demokratie herrscht, entschieden. Auf Länderebene helfen hierarchie- und parteipolitikfreie Servicestellen.

Hinausgepusht wird alles, was an der adipösen, ursprünglich für 66 Millionen Einwohner (!) ausgelegten Schulverwaltung unnötig ist, den Unterricht stört und krank macht: Misstrauen, Systemautismus, folgenloser Test-, Evaluierungs- und Dokumentationswahn. Nahezu aller Schulärger ist direkt oder mittelbar in der Unzahl der föderalen Hierarchieebenen begründet, die einander behindern. Hineingezogen wird, was Lehrer stärkt. Wie? Schulpraxis, Rechnungshof, Verwaltungsexperten und Schulwissenschaften sagen es uns seit Jahren: "Push & Pull" - tun wir es endlich, bevor Österreichs Schulsystem weitere Opfer fordert.