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US-Raketenschild sorgt vor G-8-Gipfel für Spannungen. | Prag. Gesperrte Straßen, verschweißte Kanaldeckel, und Scharfschützen in Bereitschaft. Der Besuch von US-Präsident George W. Bush legte am Montag das Prager Leben lahm. Schon im Vorfeld des Besuchs des US-Präsidenten wurde der Hradschin von der Außenwelt abgeschnitten. Wer im näheren Umfeld der Prager Burg wohnt, wird nur nach Personenkontrolle in das Viertel gelassen. Ein bisschen sind die Tschechen aber auch stolz über den hohen Besuch. Denn immerhin, so frohlocken die Medien, darf ein tschechischer Bodyguard den US-Präsidenten schützen.
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Damit kein falscher Eindruck entsteht, hat das Prager Magistrat vorsichtshalber vier geplante Demonstrationen verboten, unter ihnen einen Umzug von Clowns "anlässlich des Besuchs des Königs der Narren". Die geplanten Demonstrationen richten sich vor allem gegen das US-Radar, das in Tschechien gebaut werden soll. Etwa zwei Drittel der Tschechen sind gegen die Anlage, die die USA als Teil ihres Raketenabwehrschirms in Mittelböhmen stationieren will.
"Raketen auf Europa"
Dezidierter Gegner des US-Projektes ist mit Sicherheit der russische Staatspräsident Wladimir Putin. Er drohte am Montag sogar mit "Vergeltungsschritten", sollten die USA an ihrem Vorhaben festhalten. Putin deutete in einem Interview an, dass russische Raketen "auf neue Ziele in Europa" gerichtet werden könnten und sorgte damit für einen weiteren Höhepunkt im Streit um das US-Projekt.
Das strategische Gleichgewicht würde gestört, klagte Putin, und Russland müsste auf die Bedrohung reagieren. Wenn die USA nicht einlenken , dann "weisen wir die Verantwortung für unsere Vergeltungsschritte zurück", warnte er am Montag. Denn nicht Moskau sei Initiator des "neuen Wettrüstens, das ohne Zweifel in Europa brodelt." Weder der Iran noch Nordkorea verfügten über die Raketen, vor denen das System schützen soll, sagte der russische Präsident.