![Eine Illustration eines Sanitäters in einer Kriegslandschaft.](https://media.wienerzeitung.at/f/216981/2500x1875/b4d03a9c3c/wz_podcast_arzt_storer.jpg/m/384x288/filters:quality(50))
Steigender Strompreis macht Investitionen rentabel. | Stromverbrauch höher als Erzeugung. | Wien. Die heimische Energiewirtschaft lässt keine Gelegenheit ungenutzt, um über ihre missliche Lage zu klagen. Die Liste reicht von zu langen Genehmigungsverfahren, über einen bei Netztarifen beinhart kalkulierenden Regulator, über zuwenig Emissionszertifikate bis hin zu Investitionsunsicherheit.
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Doch so trüb sind die Aussichten zumindest für die Stromerzeuger nicht: Die Bilanzen der großen heimischen Versorger können sich sehen lassen. Der Strompreis steigt stetig und ist mittlerweile bei 54 Euro je Megawattstunde, für März liegt er im Vorverkauf gar schon bei 63 Euro. Außerdem haben die europäischen Politiker nach der russisch-ukrainischen Gaskrise Einsehen, dass Geld in die Hand genommen werden muss. Leo Windtner, Chef der Energie AG OÖ und Vorsitzender des Verbandes der Elektrizitätsunternehmen, bringt es auf den Punkt: "Wir können Putin dankbar sein, dass er Europa, was die Energieversorgung betrifft, wach gerüttelt hat."
Neue Kraftwerke rechnen sich wieder
Außerdem prognostiziert das Wifo bis 2010 einen jährlichen Zuwachs beim Stromverbrauch von 2,3 Prozent, der nicht mehr durch die heimische Erzeugung allein gedeckt werden kann. Schon heute ist Österreich Stromimporteur vor allem aus Deutschland, Tschechien und Frankreich. Der Verbrauch beträgt 69,3 Terawattstunden (TWh) und die Erzeugung 66,5 TWh, es klafft somit eine Lücke von 2,8 TWh. Sie könne laut Windtner weder alleine durch Stromsparen noch durch den Ausbau von Ökoenergie (Wind, Biomasse und Kleinwasserkraft) gedeckt werden. Außerdem gibt es laut Tiwag-Chef Bruno Wallnöfer ein Problem: Im Norden Österreichs wird um soviel mehr Strom erzeugt als der Süden bräuchte. Allein es fehlen die dafür nötigen Leitungen.
Aufgrund betriebswirtschaftlicher Kalkulationen sind die Energieversorger zum Schluss gekommen, dass die Zeit wieder reif für große Investitionen ist. Und diese wurden am Mittwoch vorgestellt: In den nächsten 10 Jahren sollen 5,7 Mrd. in neue Kraftwerke und 5,5 Mrd. Euro in Netze investiert werden. Das größte Projekt ist ein Gaskraftwerk des Verbundes in Mellach bei Graz. Seine Errichtung war zuletzt ungewiss, weil die Gasversorgung wegen mangelnder Pipeline-Kapazitäten fraglich war. Mittlerweile dürfte die für die Pipeline zuständige italienische Energiegesellschaft Eni bereit sein, zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. "Der Druck seitens der EU-Behörden sei groß", heißt es im Verbund.
Die Strompruduzenten pochen auf ausreichend viele kostenlose Verschmutungsrechte. Immerhin sei man bei der letzten Zuteilung schlechter als die Industrie ausgestiegen. Die Gaskrise kommt dabei als Argument für mögliche Investitionen in Kohlekraftwerke sehr gelegen, neue sind aber nicht geplant. Auch gibt es positive Signale aus dem Umweltministerium, dass die E-Wirtschaft bei der nächsten Zuteilung der Verschmutzungsrechte besser aussteigen könnte.
In Tirol wurde das Großprojekt Sulztal nach heftigen Protesten von der Politik endgültig ad acta gelegt, wie Wallnöfer gegenüber der "Wiener Zeitung" erklärt. Vier größere Wasserkraftwerke werden jedoch gebaut, sobald die Landesregierung ihren Segen gebe: die Speichergruppe Kaunertal, Sellrein Silz, Raneburg/Mattrei und Malfontal. Wallnöfer erwartet eine rasche Entscheidung.