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Schweden unterstützt Ukraine mit ausgefeiltem Raketensystem. Nato-Länder wollen russische Rammbock-Methode wirksam kontern.
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Bratislava. Russlands Angriff auf die Ukraine ist Generalthema der Globsec-Konferenz 2022 in Bratislava und es sind die Verteidigungsminister der verschiedenen europäischen Länder, denen die ganze Aufmerksamkeit gehört.
Schweden etwa marschiert auf direktem Weg in Richtung Nato-Mitgliedschaft - um einer "völlig veränderten Sicherheitslage" zu entsprechen, wie Verteidigungsminister Peter Hultqvist im Gespräch mit Journalisten betont. Schon im Dezember habe Russland klar dargelegt, dass es die Sicherheitsarchitektur in Europa ändern wolle und nicht bereit sei, die Integrität seiner Nachbarn zu respektieren. Ziel des russischen Angriffs sei, die ukrainische Gesellschaft zu zerstören. "Das ist nicht akzeptabel", so der schwedische Minister, der von hochrangigen Generälen flankiert nach Bratislava gekommen ist.
Der Beitritt zur Nato sei unter diesen Umständen die beste Option, sagt Hultqvist. In Schweden gehe man davon aus, dass Europa langfristig wieder durch einen Eisernen Vorhang getrennt sein werde. Zu den türkischen Vorbehalten angesichts einer Nato-Erweiterung wollte Hultqvist keinen Kommentar abgeben. Das Bündnis sei weiterhin durch eine Politik der "offenen Türe" gekennzeichnet, so der Schwede. Was die militärische Integration Schwedens in die Nato angehe, gebe es keinen Zeitplan, hier stünden verschiedene Möglichkeiten offen.
Auf Nachfrage der "Wiener Zeitung" sagte Hultqvist, die jüngsten schwedischen Waffenlieferungen an die Ukraine würden die händeringend verlangten Raketen umfassen, die sowohl an Land als auch zur See gegen Schiffe eingesetzt werden könnten. Zuvor seien bereits Panzerabwehrwaffen und hochmoderne Gewehre geliefert worden. "Typ Barrett M82A1", wie ein schwedischer General bestätigte. Das letzte Paket an Waffen stelle in jedem Fall ein "Upgrade" im Vergleich zu den vorhergehenden Lieferungen dar, so Hultqvist. Die schwedischen Lieferungen seien für einen langen Krieg ausgelegt.
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov, der in Bratislava online zugeschaltet war, gab einen Überblick über den Kampfverlauf im Osten des Landes. In Sewerodonezk fänden zur Stunde erbitterte Straßenkämpfe statt, so Reznikov, die ukrainischen Streitkräfte würden noch einen Teil der Stadt kontrollieren. Derzeit sei die ukrainische Bewaffnung so, dass man den Angreifern standhalten könne. Für wirkungsvolle Gegenangriffe wäre mehr Kriegsgerät notwendig.
Vertreter der "Ostflanke" der Nato, der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Nad und sein bulgarischer Amtskollege Dragomir Zakov, ließen keine Zweifel aufkommen, dass das Gewünschte geliefert wird. Die russische Seite verfüge über mehr Soldaten und eine enorme Anzahl wenig ausgefeilter, also "dummer" Bomben. Dem setze man modernes Gerät entgegen, wobei die dann fehlenden slowakischen Bestände durch andere Länder, die nicht direkt an die Ukraine liefern, aufgefüllt werden, sagt Nad. "Die Technologie des 21. Jahrhunderts kann über die des 20. Jahrhunderts siegen", ergänzt Zakov.
Reznikov berichtete, dass die einzelnen helfenden Länder ein Koordinationszentrum errichtet hätten, über das die Lieferungen abgewickelt werden. Keine leichte Aufgabe angesichts der schon vor dem russischen Angriff beklagten Tatsache, dass es innerhalb der EU enorm viele verschiedene Waffensysteme gibt, die nicht kompatibel sind. "Verständlich", erklärt der Schwede Hultqvist, schließlich habe jedes Land seine jeweils eigenen verteidigungstechnischen Bedürfnisse.