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Putzfrauen - Arbeiten im Abseits

Von Iris Mostegel

Politik
Die in Wien als Bedienerinnen beliebten Polinnen kommen nicht in den Genuss des Dienstleistungsschecks. Mostegel

Die "WZ" begleitete drei von geschätzten 150.000 Zugehhilfen in Österreich. | Wien. Die eine putzt, um sich ihr Studium zu finanzieren, die andere, um ihre Familie zu unterstützen, und die dritte, um zu überleben. Eines verbindet die drei Frauen: Sie arbeiten schwarz. Durch den Dienstleistungsscheck ab 2006 könnte sich das ändern.


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Als Putzfrau wollte Jola M. eigentlich nie arbeiten. Dass sie es dennoch tut, hat finanzielle Gründe. Die 26-Jährige könnte sich sonst ihr Studium nicht leisten. Seit fünf Jahren lebt die junge Polin in Wien. Alle zwei Wochen fährt sie in ihre Heimatstadt, um Vorlesungen zu besuchen und Prüfungen abzulegen. Dann kommt sie wieder nach Österreich und putzt. Zwischen acht und zehn Euro pro Stunde verdient sie. "Im ersten Jahr habe ich es gern gemacht. Heute nervt es mich", sagt sie. Noch mehr stört sie, dass sie schwarz arbeitet. Jola M. ist in Österreich weder krankennoch pensionsversichert. Ist sie krank, fährt sie nach Polen. "Gott sei Dank ist das erst ein Mal vorgekommen. Ich war magersüchtig, da musste ich für sechs Monate ins Spital." Jola M. hat von dem Dienstleistungsscheck schon gehört. "Die Abwicklung klingt zwar kompliziert, ich würde ihn trotzdem gern verwenden. So wäre ich endlich versichert."

Auch Kristine Z. aus Krakau hält den Dienstleistungsscheck für eine gute Idee. Da er jedoch nur für ausländische Arbeitskräfte mit Arbeitsbewilligung gilt, wird Kristine Z. ihn nicht in Anspruch nehmen können. Seit elf Jahren arbeitet die Mutter von zwei Kindern illegal in Wien. Sie putzt, um ihre Familie zu unterstützen. Die fehlende Arbeitsbewilligung liegt ihr genauso im Magen wie die Versicherung. "Ich bete, dass ich nicht krank werde", sagt die 46-Jährige. Und was ist mit der Pension? "Ich habe eine private Versicherung in Polen, über die ich später 100 Euro monatlich erhalte." Wie will sie davon leben? "Ich darf gar nicht darüber nachdenken. Es ist wirklich eine Katastrophe."

Besser hat es die 29-jährige Romana M. aus Tschechien. Seit sie ihren österreichischen Freund geheiratet hat, kann sie legal hier arbeiten. Zumindest teilweise macht sie das auch. In einem Verlag hat sie einen fixen 20 Stunden-Job inklusive Kranken- und Pensionsversicherung. Da die 500 Euro monatlich nicht reichen, muss sie nebenbei putzen. Angemeldet ist sie dabei nicht.

"Putzen ist mein zweites Standbein. Würde ich es nicht machen, könnte ich nicht überleben. Außerdem habe ich hohe Schulden", erzählt Romana M. Auch sie sieht Vorteile im Dienstleistungsscheck. Ihr würde er zu einer höheren Pension verhelfen. Dass sich das neue Modell durchsetzt, bezweifelt sie aber. "Den Arbeitgebern wird es zu kompliziert sein, und viele Putzfrauen werden gar nicht wissen, dass es so etwas gibt."