Zum Hauptinhalt springen

Quälgeister und Meister

Von Reinhold Aumaier

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Das Positive zuerst: Sibylle Norden kann es, Maria Reininger, Christa Meier, Mirjam Jessa oder Stefan Pokorny und ein paar andere können es - die mittels Radio gesprochenen Texte so rüberzubringen, dass man ihnen gerne lauscht. Man hört die Botschaften und ist nicht verstimmt. Sie alle haben den Effekt guter Filmmusik, die bekanntlich am besten ist, wenn sie gar nicht auffällt, sondern Bilder & Story nur zart koloriert.

Dass genannte Damen und Herren in letzter Zeit zunehmend hervorstechen, hat einen Grund: Nämlich den, dass die ORFsche Sprecherei immer schlechter wird. Nichts gegen Leute, die so reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Überhaupt nichts gegen Originalität. Nur hat sie, sobald einem größeren, anonymen Publikum zugemutet, in professionell einwandfreie Bahnen gelenkt bzw. gegossen zu werden. Extrem schief ist das Missverhältnis bei Sport-Sprecherin Ulrike Schwarz. Die setzt jeden Satz ihrem ureigenen Sprechgesang aus - fährt einfach drüber, wie es ihr passt. Das Gegenteil, nämlich in Märchenonkelart unter seinen Text drunter zu fahren, beherrscht Andreas Felber zur höchsten Potenz. Für feine Ohren zweimal höchste Qual. Man lindere sie, aber rasch! Ähnlich verhält es sich bei den Damen Pawlowsky und Jürgens bei Radio Wien. Sie schlingern durch die Sätze und betonen nach Belieben - nur nicht nach Bedeutungsinhalt, Sprachmelodie und Sinn. Über den Sprechautomaten Christian Wehrschütz wollen wir nicht spotten. Der spottet mit seinem Fließband-Gelaber ohnehin schon seiner selbst. Das reicht. Meine Favoritin, was stimmliche und stimmige, also moderierende Vermittlung via Äther betrifft: Claudia Cesch, FM4. Ein Naturtalent, das seine Begabung optimal umsetzt. Testen Sie selbst.