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Qualität statt Quantität

Von Johann Werfring

Wirtschaft

Flaschenweinexport im Aufwind. | Abkommen zwischen EU und USA. | Wien. Michael Thurner, Geschäftsführer der Österreichischen Weinmarketing (ÖWM), ist auch heuer wieder zufrieden mit der Vermarktung des heimischen Weines. Obwohl in Österreich der Pro-Kopf-Verbrauch zuletzt etwas rückgängig war, konnten heimische Rebensäfte in der Gastronomie und im Lebensmitteleinzelhandel ihre starke Position verteidigen.


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Erfreulich sind vor allem die Exportzahlen im Flaschenweinbereich. "Österreich hat sich in den letzten Jahren von einem No-Name-Land zu einem der spannendsten Weinländer entwickelt", freute sich Thurner am Donnerstagabend in einer Pressekonferenz über das steigende Image heimischer Rebensäfte im Ausland. In den vergangenen Jahren sei fast immer ein Rekord im Export erzielt worden. Für das Jahr 2005 prognostiziert die ÖWM ein Exportvolumen von 72 Mio. Liter (minus 3 Prozent).

37 Millionen Liter gingen ins Ausland

Bereits seit Jahren wird seitens der ÖWM das Ziel angestrebt, weniger Fasswein und dafür mehr Flaschenweine zu exportieren. Dieses Vorhaben konnte in großem Umfang umgesetzt werden: In den vergangenen fünf Jahren wurde der Flaschenweinexport sogar verdoppelt. Während im Jahr 2000 knapp 15 Mio. Liter (Wert: 32 Mio. Euro) Wein in der Flasche ins Ausland transferiert wurden, rechnet Thurner für 2005 mit einer Exportmenge von über 37 Mio. Litern (Wert: 68 Mio. Euro).

Der bei weitem höchste Absatz österreichischer Weine wird in Deutschland erzielt. Allerdings sei der Weinmarkt im Nachbarland schwierig, betonte Thurner, was vor allem auf die niedrigen Durchschnittspreise zurückzuführen ist. Fast 50 Prozent der Weine werden in Deutschland über Diskonter abgesetzt. Ein Land wie Österreich, wo die Weine in kleinen Betrieben mit relativ hohen Produktionskosten erzeugt werden, kann unter solchen Bedingungen nur unter großen Anstrengungen mithalten.

Verhältnismäßig groß ist die Nachfrage auch in der Schweiz und den USA, die bereits neun und sechs Prozent des Gesamtumsatzes bei Wein ausmachen. Hoffnungsmärkte sind Holland, Norwegen und Japan.

Um im Export auch langfristig die Qualität zu sichern, hat das Nationale Weinkomitee kürzlich die verpflichtende Abfüllung von Qualitätswein im Inland beantragt. Eine dafür notwendige Gesetzesnovelle ist bereits in Begutachtung. "Damit können wir garantieren, dass in jeder im Ausland erhältlichen Flasche Qualitätswein aus Österreich auch wirklich kontrollierte Qualität drin ist", erklärte Josef Pleil, Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes und zugleich Vorsitzender des Nationalen Weinkomitees.

Inlandskonsum: 240 Millionen Liter

In Österreich selbst werden knapp 240 Mio. Liter heimische Rebensäfte konsumiert. Rund zwei Drittel der österreichischen Weinproduktion werden über den Lebensmittelhandel und die Gastronomie abgesetzt, erklärte Alfred Fischer, Berufsgruppenvorstand des österreichischen Weinhandels. Sorge bereite der etwas rückläufige Konsum in der Gastronomie, der auf die spezielle Situation im Tourismus und auf verkehrspolitische Bestimmungen zurückzuführen sei.

Zum angestrebten Weinabkommen zwischen den USA und der EU erklärte Pleil, dass Österreich derzeit auf eine klare Kennzeichnungspflicht von industriell hergestellten Weinen dränge. Es gehe darum, "die alteuropäische Weinkultur zu erhalten und damit einer Coca-Colaisierung von Weinen vorzubeugen." In den USA seien derzeit Verfahren, wie die "Fraktionierung" von Weinen erlaubt, wobei das Getränk in seine Bestandteile zerlegt und dann wieder - auch unter Zugabe von Aromen - neu kombiniert wird. Umso wichtiger sei es, die Konsumenten künftig exakt über die Herstellungsmethoden zu informieren. In Österreich wolle man sich weiterhin auf die Produktion unverfälschter Weine mit regionaler Typizität konzentrieren, was vor allem durch den Ausbau des DAC-Apellationssystems sichergestellt werden solle.