)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
. . . so heißt die sehenswerte Ausstellung im Wien Museum am Karlsplatz zum 75er Helmut Qualtingers. Hatte man das Glück, am vorigen Freitag ebendort Andre Heller 90 Minuten lang über das Wesen seiner väterlichen Begleitperson g'schichtlsatt parlieren zu hören, war man bestens eingestimmt auf das von Wolfgang Beyer tadellos gestaltete "Porträt eines Unbequemen" am Sonntagvormittag in ORF 2. Neben reichhaltigen Film- und TV-Dokumenten waren es vor allem die ihn beruflich und privat aus nächster Nähe erlebt Habenden, welche das fesselnde Erscheinungsbild des begnadeten Menschenimitators nachkolorierten und abrundeten. Die Damen Martini und Borek sowie Bronner, Heller und Portisch nahmen sich kein Blatt'l vorm Mund. Portisch meinte, Qualtinger, Bronner und Merz seien Visionäre gewesen, laut Heller war er von unübertrefflicher Stegreif-Meisterschaft, und wir mussten angesichts der unzähligen, oft bereits klassischen Filmausschnitte einmal mehr konstatieren: sein Gesicht, seine Stimme - jede Sekunde ein Erlebnis und ein schillerndes Puzzle Österreich(ertum); vor allem in seiner ganzen Vieldeutigkeit und genial-pervers angewandten Dialektik. Am besten verkörpert im einzigartigen Herrn Karl, der sein Wesen in einem Satz nur quasi selbstauslöserisch auf den Punkt brachte: "Ich habe eine gewisse Reife, wo mir die Dinge gegenüber abgeklärt sind".
Wie weit man es mit einer gewissen Unreife und entsprechend wackligem Elternhaus bringen konnte, erzählte abends Hitlers Privatsekretärin Traudl Junge auf 3sat in Heller/Schmiderers atemberaubender Doku "Im toten Winkel". Auch ihre drei Jahre im surrealen Zentrum des Grauens hat der Herr Karl in drei Wörtern trefflichst paraphrasiert: "Fesch . . . furchtbar, furchtbar".