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Die Demonstranten in Quebec waren zwar vielfach dieselben wie die in der "Schlacht von Seattle" im Dezember 1999, sie waren aber in der Zwischenzeit besser organisiert und ausgebildet. Nicht nur der gezielte Einsatz von Handy und E-Mail hat Kanada veranlasst, 35 Mill. Dollar in die Sicherheit des Gipfels zu investieren, ein Gefängnis für verhaftete Protestierer frei zu machen und einen dreifachen Kordon um den Tagungsort zu ziehen: Eine "grüne Zone", die für Demos reserviert war, eine "rote Zone" vor dem Sicherheitszaun, in der jeder Vordringling verhaftet werden sollte, und eine "gelbe Zone" zwischen grün und rot.
Die Demonstranten haben ihre Aktionen seit Monaten geplant. Schon vor einem Jahr begannen das Council of Canadiens, eine Bürgerrechtsgruppe mit 100.000 Mitgliedern, und US-Gruppen via E-Mail mit der weltweiten Organisation. Gemeinsam mit Gewerkschaften und kirchlichen Einrichtungen errichteten sie ein Netzwerk für die Unterbringung und den lokalen Transport der Demonstranten aus aller Welt, organisierten aber auch Bands und Straßentheatergruppen, mit denen die Teilnehmer bei Laune gehalten werden sollten.
Die Demo-Planer haben für Quebec eine straffe Organisation aufgezogen: Hunderte Protestierer-Gruppen von sechs bis 20 Personen wurden auf die drei Zonen losgelassen, wobei sie während des Einsatzes mit Mobiltelefonen und E-Mails dirigiert wurden.
Schon bald nach Seattle war im Jänner 2000 eine Zusammenarbeit der Washingtoner Protestgruppe Alliance for Responsible Trade mit der US-Stahlarbeitergewerkschaft ausverhandelt worden. Amerikanische Gewerkschaften unterstützen Anti-Globalisierungsgruppen mit Beträgen jenseits der 100.000-Dollar-Grenze.
In den USA wurden systematisch Seminare über die Gefahren der globalen Wirtschaft und bürgerlichen Ungehorsam abgehalten. Die Ruckus Society errichtete sogar ein Trainingslager in Florida. Dort wurde auch versucht, potentielle Demonstranten in gewaltlosen Widerstand auszubilden. Das hat allerdings in Quebec nur wenig Früchte getragen, da es den Organisatoren offensichtlich nicht gelungen ist, die Gewaltbereiten zu isolieren.