Die Querelen um High Tech Plastics (HTP), den angeschlagenen internationalen Kunststoffproduzenten mit Hauptsitz Österreich, sind beigelegt. Dies versichert der neue Aufsichtsratsvorsitzende Willi Dörflinger: "Die Vernunft hat gesiegt." Er will dem Unternehmen einen harten Sanierungskurs verpassen, bei dem es auch zu "schmerzlichen Schnitten kommen muss". Dörflinger erwartet sich vom Vorstand im nächsten Jahr eine ausgeglichene Bilanz und danach wieder Gewinne.
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Die Vorgeschichte: In Turbulenzen geriet der börsenotierte Hersteller von Hochleistungs- und Spezialkunststoffen, nachdem im vorigen Jahr der Verlust 6,8 Mill. Euro ausmachte - bei einem Umsatz von 81,5 Mill. Euro. Der Kurs stürzte auf 3 Euro ab. Zwischen zwei Eigentümern kam es daraufhin zur Eskalation: Der eine, Ernst Hofmann, steirischer Industrieller mit guten FPÖ-Kontakten und mit knapp 47% Haupteigentümer des Unternehmens. Der andere, der sozialdemokratische Großinvestor Hannes Androsch, der 13,6% der HTP besitzt.
Androsch, mit dem Geschäftsverlauf extrem unzufrieden, wollte aussteigen, davor aber den einstigen AT&S-Besitz, den Formenbau in Fohnsdorf, wieder aus der HTP lösen. Davon wollte Hofmann klarerweise nichts wissen, da dieser Bereich soeben einen Großauftrag ergattern konnte, der dem Unternehmen über die nächsten sieben Jahre rund 5,5 Mill. Euro jährlich bringt: Kunststofffenster für den neuen Airbus A 380.
Rückzug von Androsch
Nach der Hauptversammlung vergangene Woche ist von Abspaltung keine Rede mehr. "Der Konflikt wurde im Interesse der Arbeitnehmer gelöst", erklärt Dörflinger. Androsch sowie dessen Schwiegersohn Harald Sommerer haben sich aus dem HTP-Aufsichtsrat zurückgezogen. Der Androsch-Vertraute Dörflinger, der zu 13,8% an HTP beteiligt ist, wollte denselben Weg einschlagen. Hofmann jedoch bat den erfahrenen Techniker und AT&S-Chef, zu bleiben und den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen. Dörflinger sagte zu, unter der Bedingung, seinen Besitz auf 25% plus eine Aktie erhöhen zu können. Dörflinger geht davon aus, dass Androsch sich komplett aus dem Unternehmen zurückzieht und seinen Anteil verkauft.
Der Plan des neuen Aufsichtsratsvorsitzenden: Das Unternehmen, das 734 Mitarbeiter beschäftigt und zu 70% die Autoindustrie bedient, sanieren, eine neue Firmenkultur etablieren und die Mitarbeiter motivieren. Wenig Freude hat er mit dem Sorgenkind, der Spritzgusstechnik Fohnsdorf und dem veralteten Maschinenpark. Dieser könnte am Standort Slowakei sinnvoller eingesetzt werden. Dörflinger schließt "Personalverschiebungen" zwischen den diversen Standorten nicht aus, plant aber keineswegs den großen Personalabbau. Vor allem der Standort Fohnsdorf ist ihm ans Herz gewachsen. "Ich bin für diesen seit 25 Jahren verantwortlich."
Wichtiger als Zahlenspiele ist ihm, dass HTP endlich den richtigen Kurs nimmt. "Wir können nur mit neuester Technologie und hochwertigen Neuheiten punkten." Bei Billigprodukten, auf die fälschlicherweise viel zu lange gesetzt wurde, habe die Konkurrenz die Nase vorne. Da könne HTP nie mithalten.